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Mit dem Rosenkranz gegen den eigenen Satanismus

Bartolo Longo verwandelte das einst trostlose Pompeji in ein Zentrum des marianischen Glaubens, der Nächstenliebe und des sozialen Umgangs. Er ist einer derjenigen, die Papst Leo XIV. am 19. Oktober heiligspricht.
Bartolo Longo wird heiliggesprochen
Foto: Wikicommons/gemeinfrei | Papst Johannes Paul II. sprach Bartolo Longo am 26. Oktober 1980 selig und würdigte ihn als „Apostel des Rosenkranzes“.  Am 19. Oktober 2025 wird Bartolo Longo von Papst Leo XIV. heiliggesprochen.

Wenn Gott einen fast makabren Sinn für Humor hat – die Ereignisse der zweitausendjährigen Kirchengeschichte lassen das durchaus vermuten –, dann ist Bartolo Longo einer seiner gelungensten Charaktere. Denn wer sonst hätte es vorhersehen können, dass sich ein junger italienischer Jurastudent in den 1860er-Jahren dem Satanismus verschreibt und doch 2025 als der „Apostel des Rosenkranzes“ heiliggesprochen würde?

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Bartolo Longo wurde am 10. Februar 1841 im italienischen Latiano geboren. Während seines Jurastudiums in Neapel erlangte er einen gut verdienten Ruf als Gegner der Kirche: Der junge Student bewegte sich in spiritistischen Kreisen, die im vom Okkultismus erfassten Neapel der 1860er-Jahre ein wohl betrübend großes Problem darstellten. Eigenen Aussagen zufolge sei Longo darüber hinaus sogar „geweiht“ worden – zu einem satanistischen „Priester“.

Neue Orientierung in spiritueller Krise

Schon bald aber fand Bartolo Longo in dieser großen spirituellen Krise einen neuen Orientierungspunkt, als ihm sein Professor Vincenzo Pepe den außergewöhnlichen Dominikanerpater Alberto Radente vorstellte. Dieser leitete den ziellosen Studenten Longo auf dem Weg zurück in seine Kirche, heim zur Eucharistie und in eine zutiefst devote Verehrung Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz.

Inzwischen Anwalt geworden, lernte er in seinem neuen Tun eine verwitwete Gräfin kennen, die ihn bei ihrer Güterverwaltung bei Pompeji um Unterstützung bat. Durch diese Tätigkeit erfuhr er von der geistigen und materiellen Armut der Nachbarn von Gräfin Mariana de Fusco im Tal von Pompeji. Im persönlichen Gebet wandte er sich an die Jungfrau Maria und verspürte in seinem Herzen den Auftrag zur Verbreitung des Rosenkranzgebetes. Nach diesen Ereignissen des Jahres 1872 begann er mit der Organisation einer Mission unter den Bewohnern am Fuße des Vesuvs.

Am 13. November 1875 transportierte ein Mistkarren ein unermesslich folgenreiches Geschenk von Longos Freund und Beichtvater Pater Radente aus Neapel nach Pompeji: Auf einem Gemälde dargestellt, empfängt der Heilige Dominikus aus den Händen der Heiligen Gottesmutter den Rosenkranz. Um diese Abbildung, erstmals aufgestellt in der verfallenen Kirche Santissimo Salvatore in Pompeji, ereignete sich schon am ersten Tag die wundersame Heilung der zwölfjährigen Clorinda Lucarelli. Dieser Ort in Pompeji entwickelte sich durch eine zunehmende Zahl an Wundern und Heilungen schrittweise in ein „italienisches Lourdes“.

Pompeji als bedeutendes Marienwallfahrtszentrum

Im Umfeld dieses dem Frieden geweihten Wallfahrtsortes entwickelten sich auf Initiative und Finanzierung Longos ab 1887 Waisenhäuser für Mädchen, Institute für die Kinder von Gefangenen, eine Druckerei, um religiöse Schriften zu veröffentlichen und die Verehrung des Rosenkranzes zu fördern, sowie Arbeiterhäuser und eine Musikschule. Die bedürftigen Kinder verpflegte dort kostenlos sein eigener Leibarzt, der 1987 heiliggesprochene Arzt Giuseppe Moscati.

Longos rastlose Arbeit trug dazu bei, Pompeji zu einem national bedeutenden Marienwallfahrtszentrum zu machen. Als „Architekt“ für die Entstehung und Entwicklung der modernen Stadt Pompeji verwandelte er maßgeblich eine trostlose Gegend in ein Zentrum des marianischen Glaubens, der Nächstenliebe und des sozialen Umgangs.

Bartolo Longo und die Gräfin Mariana de Fusco heirateten 1885 und ermöglichten mit ihren großen Stiftungen neben den caritativen Bauten auch die Konstruktion der neuen Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“, die 1891 eingeweiht wurde. Der neue Bau wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zur päpstlichen Basilika erhoben. Das Bittgebet zur Heiligen Jungfrau von Pompeji wurde besonders durch die von Longo gegründeten „Töchter des Heiligen Rosenkranzes von Pompeji“ verbreitet. Bartolo Longo verstarb am 5. Oktober 1926 in Pompeji, er war seit 1871 Dominikanertertiar und seit 1925 Großkreuz-Ritter im Orden vom Heiligen Grab.

Papst Johannes Paul II. sprach ihn am 26. Oktober 1980 selig und würdigte ihn als „Apostel des Rosenkranzes“.  Am 19. Oktober 2025 wird Bartolo Longo von Papst Leo XIV. heiliggesprochen. Auf seinem Sterbebett drückte Bartolo Longo die größte Sehnsucht seines rundum radikalen Lebens aus: „Mein einziger Wunsch ist es, Maria zu sehen, die mich gerettet hat und die mich aus den Klauen Satans retten wird.“

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