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Zeit gegen die Zeit

Die österliche Bußzeit lädt ein, dem Tod näherzukommen – nicht dem Ende des Lebens, sondern seinem eigentlichen Beginn. Eine gute Vorbereitung bietet das Gebet.
Jesusstatue unter Kreuz
Foto: Nicolas Armer (dpa) | Das Leiden, Sterben und Auferstehen Christi zeigt uns die Macht des Erlösers und möchte uns motivieren, uns näher an den Tod heranzuwagen und ebenso an die Auferstehung.

Was macht man, wenn jemand stirbt? Schwierige Frage. Zugegeben. Dennoch ist sie unvermeidbar. Die Frage nach dem Sterben gehört zum Leben dazu. Auch die nach dem eigenen Sterben. Man kehrt sie gerne unter den Teppich. Bei Beerdigungen oder wenn einen tragische Todesnachrichten erreichen, dann ist sie jedoch schnell wieder an der Oberfläche.

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Allgegenwärtige Todesgefahr macht die Fastenzeit zu besonderer Bußübung

Augenblicklich ist sie sogar allgegenwärtig. Todesgefahr lauert an jeder Ecke und macht diese Fastenzeit zu einer besonderen Bußübung. Dabei lädt uns jede österliche Bußzeit ein, dem Tod näherzukommen und gerade darin nicht dem Ende unseres Lebens, sondern seinem eigentlichen Beginn. Das Leiden, Sterben und Auferstehen Christi, mit dem wir uns in dieser Zeit beschäftigen, zeigt uns die Macht des Erlösers und möchte uns motivieren, uns näher an den Tod heranzuwagen und ebenso an die Auferstehung. Damit das Leben leichter wird und sich trotz aller Fesseln entfesselt weiß von der Last einer ewigen Vernichtung. Die Verdrängung des Todes ist nämlich eine gefährliche Sache, denn sie macht die Last zu wissen, dass man nicht immer hier leben kann, nur noch größer.

Um das in den Griff zu bekommen, sind Zeit und Ruhe vonnöten, innere Einkehr und Gebet um einen guten und vorbereiteten Tod. Am Ende ist es gerade eine Entlastung zu größerer Leichtigkeit, wenn man sich häufig mit dem Tod im Gebet beschäftigt und um einen guten Tod betet, anstatt sich durch Verdrängung von ihm abzuwenden. Die österliche Bußzeit mit ihrem Aufruf zu mehr Beten ist auch diesbezüglich eine Chance. Gerade wo jetzt viele in ihrem Isoliertsein Zeit haben, will sie auch wirklich für das Gebet investiert werden. Denn mit der Zeit des Gebets schärft man die Waffen gegen die Last der Zeit, des Lebens und des Sterbens. Sage niemand, er habe dazu nicht die Zeit oder keine Muße oder keine Räume!

Versuchung, Anpacken gegen Anbeten auszuspielen

Darin liegt eine zentrale Versuchung, die auf alle lauert, die gerne praktisches Anpacken gegen Anbeten ausspielen. Ihnen ergeht es womöglich am Ende mit ihrem Leben und Beten gegen den ewigen Tod so, wie dem Mann, der im Wald einen Baum entzwei sägen wollte, es aber nicht schaffte, weil seine Säge zu stumpf war. Er mühte und mühte sich und schwitzte unter der Last seine Aufgabe. Obwohl man ihm den Rat gab, doch seine Säge zu schärfen, damit seine Arbeit leichter würde. Was er dann aber törichterweise nicht tat, weil er dazu, wie er sagte, keine Zeit gefunden habe.

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