Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nach Vatikan-Brief an deutsche Bischöfe

Anzeichen für Schisma? Theologen uneins

Der Dogmatiker Helmut Hoping nennt die Reaktion des ZdK auf den römischen Brief schismatisch. Kirchenrechtler Georg Bier sieht das anders.
Schisma oder kein Schisma - das ist hier die Frage
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | Schisma oder kein Schisma - das ist hier die Frage. Auch Theologen sind sich bei der Bewertung um die Vorgänge rund um den Synodalen Ausschuss uneins.

Als einen "heftigen Schlag ins Kontor" hat der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping die jüngste Intervention des Vatikans in der Debatte um einen Synodalen Ausschuss bezeichnet. Gegenüber der "Tagespost" erklärte Hoping: „Der synodale Ausschuss diente allein dazu, den mit der bischöflichen Verfassung der katholischen Kirche unvereinbaren und vom Papst daher untersagten Synodalen Rat einzurichten“. Dass das ZdK die deutschen Bischöfe dazu auffordere, sich Rom zu widersetzen, komme einem schismatischen Akt gleich, so der Theologe. 

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Laut Hoping ist die Warnung in dem jüngst öffentlich gewordenen Brief aus dem Vatikan an die deutschen Bischöfe nicht zu überhören: Der Synodale Rat, so sei in dem Schreiben wörtlich zu lesen, ist „vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen und daher wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen“. 

Nicht einmal Anzeichen für ein Schisma

Der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier sieht die Situation anders. „Hier geht es bloß um ein Aufbegehren gegen rechtliche Vorgaben, denen man sich ungern beugt“, so Bier auf Anfrage dieser Zeitung. Bei einem Schisma gehe es hingegen um eine Verweigerung der Unterordnung unter Papst und Bischöfe. Die Reaktion der Bischöfe habe aber nichts mit Widerstand zu tun: „Sie haben eingelenkt und den Punkt von der Tagesordnung genommen.“ 

Dass das ZdK die Bischöfe aufgefordert habe, nicht nachzugeben, sei als Trotz zu bewerten, nicht als Widerstand. „Die Mitglieder des ZdK sehen sich in dieser Angelegenheit auf der Seite der Bischofsmehrheit, und da die Bischöfe die Entscheidung vorläufig ausgesetzt haben, wird sich nach meiner Einschätzung auch das ZdK damit abfinden.“ Laut Bier sei das „nicht einmal ein Anzeichen“ für ein Schisma.

Die Geduld des Papstes im Umgang mit den deutschen Bischöfen entspreche dessen übriger Amtsführung. Franziskus setze nicht auf Konfrontation, sondern auf Diplomatie. Bier betont, dass der Papst so sein Ziel erreicht habe. „Warum sollte der Papst seinen Jurisdiktionsprimat geltend machen und Bischöfe absetzen, solange er seine Position auch ohne solche Ultima-ratio-Maßnahmen durchsetzen kann?“, so Bier. 

Zweifel an rechtlicher Grundlage für den Ausschuss

Nach einem Brief der Kardinäle Fernández, Parolin und Prevost haben die deutschen Bischöfe die geplante Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung der aktuell stattfindenden Frühjahrsvollversammlung genommen. Die Kardinäle bezweifelten darin die rechtliche Grundlage für den Ausschuss und verwiesen auf geplante Gespräche zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen. Vonseiten vieler Befürworter des Synodalen Weges, besonders dem ZdK, ernteten der Vatikan als auch die Bischöfe daraufhin Kritik. DT/reg/pwi/sdu

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