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Oster: „Sehen lernen, dass es wirklich um Christus geht“

Nach biblischer Überlieferung hänge das Heil von der Qualität der Gottesbeziehung ab, meint der Passauer Bischof und ruft zu mehr Tiefe in der Verkündigung auf.
Passauer Bischof Stefan Oster zur Verkündigung
Foto: IMAGO/Peter Back (www.imago-images.de) | „Wer nennt Christus heute noch seinen Retter und meint es auch so?“ fragte der Passauer Bischof Stefan Oster.

Der Passauer Bischof Stefan Oster plädiert für mehr Tiefe bei der Verkündigung in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft und für mehr Begleitung von Menschen, die sich dem Glauben annähern. Besonders brauche es auch „heilige Männer und Frauen“, die ihren Glauben „existenziell und so einladend leben, dass sie möglichst viele mitnehmen“, sagte er es in einem am Freitag auf dem Internetportal „katholisch.de“ veröffentlichten Interview.

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Wenn solche aus der Tiefe lebenden Persönlichkeiten fehlten, neige der Gläubige „zu einer Banalisierung des Glaubens“. Oster wörtlich: „Wer zum Beispiel nennt Christus heute noch seinen ,Retter' und meint es auch so?“ Die Rettung oder das Heil hänge nach biblischer Überlieferung von der Qualität der Gottesbeziehung ab, sagte er.

Um Menschen in die Begegnung mit Gott zu führen, brauche es mehr als theologische Allgemeinplätze. Es brauche Tiefe. „Die Menschen müssen spüren: Das geht mich existenziell und persönlich an“, so Oster. „Ist Glaube eine Art nette spirituelle Ergänzung oder Vorliebe in meinem Leben, so wie ich auch gerne Sport mache oder gut essen gehe? Oder führt Glauben in das, was die Bibel ,neue Geburt‘ nennt, oder ,werden wie ein Kind“?

Gott als die Mitte erkennen

Dabei gelte es, den Grundimpuls des Menschen, sich selbst als Mittelpunkt des Lebens zu begreifen, zu überwinden und Gott als die Mitte zu erkennen. Es gehe darum, sich „nach seiner Wahrheit, seiner Liebe und seiner Herausforderung an uns zu richten“, erläuterte der Bischof. 

Als hilfreich erachtet Oster bei dieser Art der Verkündigung die geistlichen Gemeinschaften, die Events wie Nightfever oder Glaubenskonferenzen anbieten. Aber auch Jüngerschaftsschulen wie in Passau wirkten lebensverändernd: Junge Menschen würden die Schrift lesen, beten, den Glauben teilen und zu den Armen gehen. „Es ist erstaunlich, wie das neu prägen kann.“ 

Minimal-Modell der Ehevorbereitung genügt nicht

Zurück im normalen Alltag und in der Heimatpfarrei stießen sie aber auf Widerstände, „weil da nicht immer Verständnis für solche Prägungen da ist“. Überhaupt liege die Herausforderung von klassischen Pfarreien darin, „sich immer wieder neu zu öffnen für eine neue Zeit“. Beispielsweise böten Pfarreien immer noch das Minimal-Modell der Ehevorbereitung an. Angesichts der massiven gesellschaftlichen Veränderungen in den Formen des Zusammenlebens der Menschen wisse im Grunde jeder, dass dies nicht genüge, „um zu verstehen, was ein Sakrament ist oder was sich Eheleute da im Glauben versprechen“.  

Langfristig würden sich „intensivere Modelle der Sakramentenvorbereitung in einem post-volkskirchlichen Rahmen auch vor Ort durchsetzen“, vermutet Oster mit Blick ins Nachbarland Niederlande, wo „mancherorts Eltern bereits wieder Sonntagsschulen des Glaubens für ihre Kinder“ organisierten. „Bei uns haben wir das seit Jahrzehnten mehr oder weniger an die Schulen und den Religionsunterricht ausgelagert“, dies funktioniere aber immer weniger.

„Wir evangelisieren durch die Qualität unserer Beziehungen"

Nach Ansicht des Bischofs wäre es „eine wichtige Aufgabe“, ein System zu etablieren, in dem Verantwortliche Menschen in Lebensübergängen und nach Bekehrungserlebnissen begleiteten. Wenn diese dann erstmals die Sonntagsmesse besuchten, fühlten sie sich „nicht selten verloren, weil sie nicht einfach verstehen, was da passiert oder wie sie sich verhalten sollen“. Da brauche es Personen, die helfen würden, den Glauben besser zu verstehen und den begonnenen Weg weiterzugehen. Entscheidend sei „die persönliche Begegnung von Mensch zu Mensch". Die Jugendsynode 2018 habe es treffend formuliert: „Wir evangelisieren durch die Qualität unserer Beziehungen.“

Daran anknüpfend sei die Vision von Papst Franziskus von der Synodalität hilfreich. Die im Abschlusspapier häufig erwähnte Bekehrung könne man niemandem verordnen. „Aber wir können einüben, miteinander zu beten, hören zu üben und lernen, im Heiligen Geist miteinander unterwegs zu sein. Damit wir nicht einfach nur eine Agenda abarbeiten“, erklärt Oster. Wichtig sei es, im Glauben sehen zu lernen, dass es wirklich um Christus geht.  DT/dsc

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