Bistum Mainz

Moraltheologe plädiert für außerehelichen Sex

Für Stephan Goertz gibt es keinen Grund mehr, Sexualität außerhalb der Ehe von Mann und Frau zu verurteilen. Dieses Gebot sei überholt und heutzutage nicht mehr tragbar.
Ein Brautpaar formt ihre Hände während eines Hochzeitsshootings zu einem Herz. Rottweil Baden-Württemberg Deutschland *
Foto: IMAGO/Silas Stein (www.imago-images.de) | Gemäß der Lehre der katholischen Kirche ist die Ehe der einzig legitime Ort für Sexualität.

Nach der katholischen Sexualmoral ist der einzig legitime Ort für Sexualität die Ehe. Das stellen Mitglieder der Synodalversammlung seit Monaten bereits in Frage. Nun hat der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz nachgelegt. Einem Bericht in den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück sagte er, dieses Gebot habe „aufgehört, sinnvoll zu sein“.

Verbot habe keine Relevanz mehr

Frei nach dem Motto „andere Zeiten, andere Sitten“ sieht Goertz für das Verbot von außerehelichem Geschlechtsverkehr keine Relevanz mehr. Es habe sein Fundament und seine Gültigkeit verloren. Früher sei das notwendig gewesen, weil es keine Verhütung gegeben habe, weil der erste Zweck der Ehe in der Zeugung von Kindern bestanden habe und Erziehung ohne Mann ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sei. Das sei heute anders. Es gebe Verhütung. Und Sexualität sei mehr als die Bedingung für die Gründung einer Familie, also das Zeugen von Kindern, so der Theologe.

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Seine Meinung entspricht den Forderungen des Synodalen Weges. Auf der Dritten Synodalversammlung im Februar dieses Jahres hat sich eine große Mehrheit der Delegierten dafür ausgesprochen, kirchliche Regeln zu Empfängnisverhütung und Homosexualität zu verändern, zu modernisieren. Die kirchliche Sexualmoral habe kaum mehr mit den Lebenswirklichkeiten der Menschen von heute zu tun, hieß es auf der Versammlung.  Der Priester und Philosoph Eberhard Tiefensee kritisierte, dass die Kirche in „keinem anderen Bereich" so ins Detail gehe „wie im Schlafzimmer“.

Zum Schutz der menschlichen Würde

Und in einem der Reformtexte des Synodalen Weges heißt es, die Zeugung eines Kindes dürfe zwar „nie als Unglück bewertet werden", das „bleibe der hohe Wert, den die Kirche aus ihrem Menschenbild heraus vertritt, auch wenn sie keine Festlegung auf bestimmte Methoden der Empfängnisverhütung verlangt". Zuletzt hatte sich die Präsidentin der Zentralkommitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Imre Stetter-Karp für eine Gleichzeitigkeit von flächendeckender Abtreibungsmöglichkeiten, also dem Recht auf Selbstbestimmung, und einem Recht auf Leben ausgesprochen.

Für die Kirche ist die Sexualität, in der Mann und Frau sich einander schenken, nicht ein rein biologisches Etwas, sondern sie betrifft den innersten Kern der menschlichen Person, der sehr verletzlich ist. Und den will die Kirche schützen, indem sie sagt, dass die Ehe exklusiver Ort der Sexualität ist. Diese ist „von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet", ist im Katechismus zu lesen.

Diese Sichtweise verteidigte der Trierer Moraltheologe Johannes Brantl. Gerade weil die Ehe immer weniger als Legitimation für sexueller Beziehungen betrachtet werde, sei es wichtig, „dass die katholische Sexualmoral nach wie vor ihre besondere Wertschätzung der stabilen und exklusiven Beziehung zwischen Mann und Frau in Gestalt der sakramentalen Ehe unmissverständlich zum Ausdruck bringt“.  DT/dsc

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