Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Sexueller Missbrauch

Aufklärung im Erzbistum Paderborn verzögert sich weiter

Einer der für die Kommission zur Missbrauchsaufklärung Nominierten kann die Aufgabe nicht annehmen. Der Zeitpunkt für den Start der Arbeit ist weiterhin unklar.
Hans-Josef Becker, Erzbischof von Paderborn
Foto: Friso Gentsch (dpa) | Die Amtszeit von Hans-Josef Becker als Erzbischof von Paderborn bleibt bei der Untersuchung von sexuellem Missbrauch noch immer außen vor.

Nachdem das Land Nordrhein-Westfalen nach einer einjährigen Suche nun endlich die beiden vom Land zu benennenden Mitglieder der unabhängigen Aufklärungskommission ernannt hat, kann die Aufklärung dennoch nicht starten. Wie das in Paderborn erscheinende "Westfalen-Blatt" berichtet, ernannte die Landesregierung in Düsseldorf nun Birgit Cirullies, Leitende Oberstaatsanwältin im Ruhestand, und Peter Clemen, Präsident des Landgerichts Arnsberg und Stellvertretendes Mitglied des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen. Clemen kann den Angaben zu Folge das Amt nicht antreten, da rechtliche Hindernisse der Erteilung einer Nebentätigkeitserlaubnis entgegenstünden.

Lesen Sie auch:

Erneute Verzögerung

Damit verzögert sich die Aufklärung noch einmal weiter. Ohnehin geht hier die Initiative nicht vom Erzbistum Paderborn aus. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Fragen des sexuellen Missbrauchs, Bischof Stephan Ackermann, hatten sich 2020 geeinigt, in allen Diözesen Missbrauchskommissionen einzurichten. Diese Kommissionen sollen sieben Mitglieder umfassen, darunter zwei Betroffene, Vertreter der Diözese und Experten aus Wissenschaft, Verwaltung und Justiz. Es wurde vereinbar, dass die jeweilige Landesregierung zwei Experten benennt.

Becker noch immer außen vor

Während die Amtszeiten der Erzbischöfe Kardinal Jäger und Kardinal Degenhard von Historikerinnen der Universität untersucht werden, bleibt damit die Amtszeit des amtierenden Erzbischofs Hans-Josef Becker immer noch außen vor. Christine Hartig von der Uni Paderborn zeigt sich skeptisch. Angesichts der bisherigen Erkenntnisse aus anderen Bistümern könne der Wissenschaftlerin zu Folge auch für das Erzbistum Paderborn nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass sämtliche Missstände im Umgang mit sexuellem Missbrauch nach 2002 beseitigt worden seien. Nur eine Aufarbeitung der vergangenen 20 Jahre werde Klarheit schaffen können, so die Historikerin gegenüber dem Westfalen-Blatt.

Unklar ist derzeit noch, ob die Landesregierung ein neues Mitglied für die Kommission gefunden und vielleicht schon benannt hat. Die Arbeit der Kommission, so die Vereinbarung, ist auf fünf Jahre angelegt. DT/pwi

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Deutsche Bischofskonferenz Erzbischöfe Erzbistum Paderborn Stephan Ackermann

Weitere Artikel

Ein weiterer Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in Trier beleuchtet voraussichtlich auch Kardinal Marx sowie die Bischöfe Ackermann und Bätzing.
23.10.2025, 11 Uhr
Meldung
Der Trierer Bischof Ackermann leitet die Anzeige des Betroffenenbeirats der DBK gegen den Kölner Kardinal weiter. Die Entscheidung liegt nun beim Bischofsdikasterium.
30.07.2025, 17 Uhr
Meldung

Kirche

Das Synodale Nationalgremium nimmt Formen an. Trotz päpstlicher Weisungen schafft die Kirche in Deutschland Fakten jenseits des kirchlichen Lehramts. Eine Chronologie.
03.11.2025, 16 Uhr
Dorothea Schmidt
Die „wahllose Gewalt gegen Frauen und Kinder“ erfülle ihn mit großem Schmerz: In einem Appell wendet sich Leo XIV. an die internationale Gemeinschaft.
03.11.2025, 11 Uhr
Meldung
Das neue Papier der Schulkommission der deutschen Bischöfe zur sexuellen Vielfalt an Schulen soll Pädagogen zur Orientierung dienen, ist aber selbst ein Dokument der Spaltung.
03.11.2025, 11 Uhr
Regina Einig
Wenn der Römer essen geht, schweift man manchmal ab in die Vergangenheit, die teilweise recht bunt und glorreich war.
02.11.2025, 11 Uhr
Mario Monte