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Wollbold: Weihnachten ist ein Aufruf zur Umkehr

Die Geburt Christi ist kein Friede, Freude, Eierkuchen. Der Pastoraltheologe übt Kritik an der zeitgeistigen Moral. Am Ende hilft nur die Gnade Gottes.
Weihnachten sollten wir handeln, wie die Hirten
Foto: Isabel Infantes via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Weihnachten sollten wir handeln, wie die Hirten: Alles stehen und liegen lassen und zur Krippe aufbrechen.

Der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold hat mit Blick auf Weihnachten an den Anspruch des Evangeliums erinnert. Die Freudenbotschaft von Weihnachten sei „kein Friede, Freude, Eierkuchen“. Nach dem Vorbild der Hirten gelte es, alles stehen und liegen zu lassen und zur Krippe zu eilen.

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Ausdruck von Demut 

Wollbold sieht in Weihnachten einen Aufruf zur Umkehr: „Das Leben muss also eine neue Richtung bekommen. Alles muss dem Herrn zu Füßen gelegt werden, und wenn es auch nur ein wenig Milch und Käse ist. Wer etwas von der großen Freude im Herrn weiß, wird sich den Händen Gottes anvertrauen.“. In Anspielung an das Wort „Fürchtet Euch nicht“, dass der Engel den Hirten auf dem Feld sagte, führte Wollbold aus, christliche Gottesfurcht bestehe nicht mehr in der Angst vor einem unberechenbaren, grausamen Gott. Sie wisse aber um die eigene Sünde, die Schwachheit, die Gefährdung des Lebens für den Herrn. Der Pastoraltheologe bezeichnete Gottesfurcht als den „unerlässlichen Ausdruck der Demut.“

Als eine der wichtigsten Aufgaben der Christen heute betrachtet er es, „die grassierende Selbstgerechtigkeit zu erschüttern“. Während die Chinesen das Jahr unter ein Tier stellten - also das Jahr des Hasen, des Tigers usw. könnten die Menschen in Westeuopa ein ganzes Jahrzehnt als Jahre des Pharisäers benennen, „der von seiner eigenen Gerechtigkeit überzeugt war und die anderen verachtete“ (Lukas 18,9). Wörtlich safte Wollbold: „Wenn einer nur bei den tonangebenden Mehrheiten mitschwimmt, meint er, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.

Moral nur noch selbstbestimmt

Und bei der Moral gilt alles als richtig, was man nur selbstbestimmt tut. Von Demut ist da keine Spur mehr. Dagegen ist christliche Gottesfurcht das einzige Heilmittel. Sie lässt den Gedanken in Fleisch und Blut übergehen, dass es gilt, Gottes Willen zu erfüllen. Selbstüberschätzung, Selbstbetrug oder auch offene Sünde gehören zu den treuesten Begleitern jedes Menschen, ganz zu schweigen von den Listen des Teufels, die immer viel schlauer sind als die eigene Fähigkeit, sie zu durchschauen. Da hilft nur das demütige Bekenntnis des Zöllners: Gott, sei mir Sünder gnädig!“ DT/reg

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost ein Weihnachtsinterview mit dem Pastoraltheologen Andreas Wollbold.

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