Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kirchensteuer

Wollbold befürwortet Reform der Kirchensteuer

Gründliche Steuerreform nötig. Die Kirchensteuer in ihrer gegenwärtigen Form ist nicht mehr angemessen. Sie ist zu hoch und zu unflexibel.
Geldbündel
Foto: Silas Stein (dpa) | Pastoraltheologe Andreas Wollbold plädiert für einen Reform der Kirchensteuer.

Der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold hält angesichts der hohen Kirchenaustritte eine „gründliche Steuerreform“ für naheliegend. Der Austritt sei in den meisten Fällen auf den starken fiskalischen Anreiz der Ersparnis der Kirchensteuer zurückzuführen. Schon die Höhe der Kirchensteuer stamme aus Zeiten, da der gewöhnliche Christ mit seiner Kirche lebte, erklärt Wollbold in einem Beitrag in der „Tagespost“. Diese sie heute, wo sich der Kontakt bei den meisten auf seltene Anlässe beschränke, anders.

Lesen Sie auch:

Eine Sprungfeder

Wörtlich schreibt der Theologe, der an der Ludwig-Maximilians-Universität lehrt: „Aus der Sicht der Dauer-Distanten ist dieser Steuerbetrag entschieden zu hoch und wirkt wie eine Sprungfeder, die jederzeit zum Austritt emporschnellen kann. Doch im kirchlichen Establishment sind entsprechende Reformideen tabu – natürlich, weil der Status quo des kirchlichen Apparats erhalten werden soll.“

Wenn Steuerzahler heute die Kirchensteuer mit einem Vereinsbeitrag verglichen, wäre die Höhe der Steuer aus ihrer Sicht nur bei einer regelmäßigen, intensiven Nutzung angemessen. Ausdrücklich verweist Wollbold auf den Vorschlag des 2020 verstorbenen Münchener Kirchenrechtlers Stephan Haering, der angeregt hatte, jedem Steuerzahler eine persönliche Widmung der Kirchensteuer für eine öffentliche juridische Person der Kirche zu ermöglichen, also zum Beispiel für eine Pfarrei, eine kirchliche Hochschule, einen Orden, ein Bistum oder den Apostolischen Stuhl.

Die Zahler stärken

Eine solche Widmung stärke die Steuerzahler. Er könne durch sein Geld den kirchlichen Orten verbunden zu sein, von denen er vielleicht im Gegensatz zum Gesamtbild der Kirche wirklich überzeugt sei. Der Pastoraltheologe sieht in Haerings Modell auch eine Chance für die ordenliche Seelsorge: Es böte „Gemeinden einen wichtigen Anreiz, sich in Qualität und missionarischer Öffnung zu verbessern.“ DT/reg

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost im Thema der Woche einen Beitrag von Andreas Wollbold zu Kirchensteuer und Kirchenaustritten.

Themen & Autoren
Vorabmeldung Kirchensteuer Pastoraltheologen

Weitere Artikel

Erich Garhammer arbeitet sich im deutschen Universitätstheologenstil an seinem einstigen Lehrer Joseph Ratzinger ab. 
27.03.2024, 09 Uhr
Michael Karger
Anna Ott beleuchtet die Kirchensteuer in Luthers Heimatland und vergleicht sie in einer ausgewogenen Studie mit Kirchenfinanzierungsmodellen in andern Ländern Europas.
10.04.2024, 07 Uhr
Markus Graulich
Der Begriff ist irreführend, so der Grazer Kirchenhistoriker Rudolf Höfer. Gleichzeitig würden Modelle wie das italienische verunglimpft.
07.04.2024, 19 Uhr
Rudolf K. Höfer

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott