In seiner Predigt zur Chrisam-Messe am Montag der Karwoche hat Rainer Maria Kardinal Woelki das Priestertum als ein „Geheimnis der Liebe“ bezeichnet. Die Feier im Kölner Dom brachte zahlreiche Priester aus dem gesamten Erzbistum zusammen. Dabei betonte der Erzbischof die bleibende Bedeutung der priesterlichen Berufung und verwies auf ihre Wurzel in der Freundschaft mit Christus.
„Dieser Tag heute mit seiner Feier der Chrisam-Messe ist wie kaum ein anderer Tag im Verlauf eines Jahres mit dem Tag unserer Priesterweihe verbunden“, sagte Woelki einleitend. Er erinnerte daran, dass Priester ihren Dienst in sehr unterschiedlichen Lebenslagen erfüllten: „Es wird in dieser Stunde unter uns diejenigen geben, die dies in geradezu unbeschwerter, vielleicht sogar freudig erregter Weise tun werden. Andere werden es vielleicht voller Demut, gezeichnet von der Last ihres Alltags, die auf ihren Schultern drückt und sie beugt. Wieder anderen mag das Herz im Dienst bitter geworden sein und bei anderen wiederum mag Einsamkeit, mag das sich nicht verstanden und gesehen fühlen das Gefühl sein, das ihr Leben bestimmt.“
Unabhängig von diesen Erfahrungen gelte: „Jeder von uns steht in seiner Weise heute Nachmittag vor dem Herrn. Unabhängig von dieser unserer persönlichen Situation dürfen wir uns, und das verbindet uns dann alle, miteinander bewusst werden, dass der Herr um einen jeden von uns weiß. Dass er die Situation eines jeden kennt. Dass er einen jeden von uns in seine Nachfolge gerufen hat. Und vor allem, dass er einen jeden von uns liebt.“
Bleiben in der Liebe
Der Dienst der Priester gründe im Ruf Gottes: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.“ Diese göttliche Erwählung wurzle in der Liebe des Vaters: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt“. Daraus folge ein Aufruf zur Treue: „Denn er will uns nicht nur einfach mal dann und wann seine Liebe erweisen. Nein, er will das alle Zeit tun. Und uns will er ermöglichen, dass auch wir ihn nicht nur ab und an lieben, seine Liebe erwidern, weil wir ja nur Liebe mit Liebe erwidern können.“
Das Bleiben in der Liebe Christi sei daher die Grundlage priesterlicher Existenz. „In seiner Liebe bleiben, das ist deshalb die Quelle unserer priesterlichen Existenz. Je mehr wir in seiner Liebe bleiben, umso besser können wir unsere priesterlichen Aufgaben wahrnehmen.“ Die wichtigsten Aufgaben des Priesters bestünden darin, Zeugnis von der Liebe zu geben und die Liebe zu feiern.
„Wir können nicht nur von der Liebe Gottes sprechen, nein, wir sind auch dazu da, sie mit innerer Hingabe zu feiern“, so Woelki. Die Sakramente bezeichnete er als „Feste der Liebe“, die Priester in den entscheidenden Momenten des Lebens spenden dürfen. Dabei komme es nicht auf Gefühle an, sondern auf das Handeln: „Der Maßstab der Liebe ist dabei aber nicht das, was man fühlt, sondern das, was man tut.“
Freude im Dienst trotz aller Mühen
Zugleich verschwieg Woelki die Herausforderungen nicht, mit denen viele Priester konfrontiert sind. „Wer von uns wüsste nicht, dass das nicht immer einfach ist, aus diesem Geheimnis zu leben.“ Die Mühen könnten die Fruchtbarkeit des priesterlichen Wirkens beeinträchtigen. Dennoch gelte: „Nicht das Leid hat das letzte Wort, sondern die Freude.“
Er verwies auf das Beispiel Christi: „Er hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte.“ Solche Erfahrungen könnten in das „Geheimnis der Liebe Gottes“ führen, das zugleich „immer auch ein Geheimnis der Freude ist“.
Zum Abschluss rief der Kardinal seine Mitbrüder im geistlichen Dienst dazu auf, der Berufung treu zu bleiben: „Denn mit Glaubensgewissheit wissen wir: Nur sie kann und will unser ganzes Leben prägen, nur sie allein unserem Leben Profil und unserem Wirken Fruchtbarkeit verleihen. Deshalb, liebe Mitbrüder, bleiben wir in seiner Liebe. Denn er hat uns alle doch erwählt und uns seine Freunde genannt, denen er alles mitgeteilt hat, was er von seinem Vater gehört hat.“ DT/jna
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