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Synodalität aus der Eucharistie

Metropolit Arsenios Kardamakis erklärt in Heiligenkreuz das orthodoxe Verständnis von Synodalität und ihre Verbindung mit der Liturgie.
Der orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios Kardamakis
Foto: Gerd Neuhold | „Katholizität und Synodalität der Kirche bedingen sich wechselseitig“, sagte Metropolit Arsenios bei einem Vortrag am Montagabend an der Hochschule Heiligenkreuz.

Synodalität ist nach orthodoxer Auffassung keine äußere Form der Verwaltung, sondern ein Wesenselement von Kirche. Das erklärte Metropolit Arsenios Kardamakis, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn, bei einem Vortrag am Montagabend an der Hochschule Heiligenkreuz. Die Orthodoxie verstehe die Kirche als lebendigen und eucharistischen Organismus. Die Katholizität der Kirche bestehe nicht in der Summe der Ortskirchen, sondern in der Qualität der Beziehung. Es sei der Bischof, der die Gemeinschaft mit den anderen Ortskirchen sicherstelle: „Durch den Bischof besteht eine ursprüngliche und definitive Verbindung zwischen Synodalität und Eucharistie.“

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Metropolit Arsenios erläuterte, dass die Feier der Eucharistie in der Orthodoxie verstanden werde als die „Ikone der wahren Eucharistie, die nichts anderes ist als die künftige Ordnung“. Das Sichtbare sei Bild und Symbol des Unsichtbaren. „Das kommende Himmelreich Gottes ist der wahre Grund der Eucharistie. Die Liturgie der alten Kirche war stark eschatologisch geprägt“, so der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in Österreich und Ungarn.

„Katholizität und Synodalität der Kirche bedingen sich wechselseitig“, sagte Metropolit Arsenios. Im orthodoxen Bewusstsein sei bis heute das Apostelkonzil maßgeblich. Damals hätten die Apostel gemeinsam auf den Heiligen Geist gehört. In diesem Sinn sei Synodalität nicht eine einmal eingerichtete kirchliche Struktur, sondern die Gegenwart des Heiligen Geistes. Der synodale Aufbau der Kirche finde seinen Ausdruck in den Konzilien der Kirche und in lokalen Synoden, die einberufen wurden, aber auch bei Wahlen und Weihen von Bischöfen. Die synodale Verfasstheit der Kirche sei nicht eine äußerliche Verwaltung oder ein Tolerieren verschiedener Meinungen. Synodalität habe mit einem gemeinsamen Weg zu tun, mit dem Hören auf das Evangelium und dem Brechen des Brotes. 

Häresie des Nationalismus

In der Diskussion an der Hochschule Heiligenkreuz räumte der Metropolit auch Probleme in der heutigen Orthodoxie ein: „Eine Synode könnte gut funktionieren, wenn man auf Gott vertraut, aber die Politik und die Macht beiseitelässt. Die Orthodoxie sollte den Nationalismus überwinden und sich als eine Kirche verstehen, statt als Gemeinschaft von Kirchen“, so Metropolit Arsenios. Die Orthodoxie durchlebe derzeit ein Problem des 19. Jahrhunderts, nämlich „die Häresie des Nationalismus und des Ethnophyletismus“. Diese Häresie habe der Orthodoxie das Gemeinsame genommen und das Individuelle betont. Als Beispiel nannte er den Boykott des panorthodoxen Konzils von Kreta 2016 durch vier orthodoxe Kirchen, darunter das Moskauer Patriarchat.  DT/sba

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