Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar um "5 vor 12"

Schafft die Konzelebration ab!

Die Gemeinde ist keine Verfügungsmasse kreativer Liturgiekünstler, sondern hat ein Recht auf eine Liturgie, die den Regeln und Formen der Kirche folgt.
Der Verzicht auf die Konzelebration wäre ein erster Schritt, um die Lehre von der Eucharistie wieder zu vermitteln.
Foto: IMAGO / IP3press | Der Verzicht auf die Konzelebration wäre ein erster Schritt, um die Lehre von der Eucharistie wieder zu vermitteln.

Die Bischöfe von Basel, Chur und St. Gallen haben ein couragiertes Zeichen gegen Willkür in der Seelsorge gesetzt, als sie die Hauptamtlichen an die Verbindlichkeit liturgischer Spielregeln erinnert haben. Denn die Erfahrung zeigt, dass aus Regelverstößen der nicht diskutierbare Normalfall werden kann, wenn niemand einschreitet.

Ein blinder Fleck in der synodalen Debatte

Nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland liegt hier ein blinder Fleck in der synodalen Debatte: Maßstab für die katholische Liturgie ist nicht, was ein mehr oder weniger gebildeter Hauptamtlicher meint, von Jesus verstanden zu haben, sondern die Überlieferung. Und: Die Gemeinde ist keine Verfügungsmasse kreativer Liturgiekünstler, sondern hat ein Recht auf eine Liturgie, die den Regeln und Formen der Kirche folgt. 

Lesen Sie auch:

Dass die oberste Protestantin der Schweiz, Rita Famos, einwendet, nirgendwo werde patriarchaler Klerikalismus sichtbarer als in der römisch-katholischen Liturgie, mag überzogen klingen. Doch trägt die Kirche durch die Praxis der Konzelebration nicht selbst zu Fehleinschätzungen bei? In der Regel werden Eucharistiefeiern, die öffentliche Beachtung finden und in den Medien übertragen werden, heute nicht von einem Geistlichen zelebriert, der die Person Christi am Altar verkörpert, sondern in Konzelebration. Die Kirche baut damit für liturgisch unbewanderte Zeitgenossen eine nahezu unüberwindliche Verständnishürde auf.

Die Botschaft der Bilder von einer Priesterschar im Altarraum an alle, die sich nicht eingehend mit den theologischen Überlegungen des Zweiten Vatikanums befasst haben – und das dürfte auch unter den Katholiken die Regel sein - lautet: Es braucht eine Menge Christusse für eine katholische Messe. Der Verzicht auf die Konzelebration wäre ein erster Schritt, um die Lehre von der Eucharistie wieder zu vermitteln.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Regina Einig Bischof Jesus Christus Katholikinnen und Katholiken Klerikalismus Römisch-katholische Kirche

Weitere Artikel

Mit Mozetta und Stola auf der Loggia, die Rückkehr nach Castel Gandolfo und in den Apostolischen Palast: Emblematische Entscheidungen in den ersten 100 Tagen von Papst Leo.
16.08.2025, 07 Uhr
Guido Horst
Nach den ersten 100 Tagen im Amt hatte Franziskus nichts „gemacht“ – und doch alles geändert. Chronik einer Revolution, die auf Zeichen und Gesten setzte.
15.08.2025, 19 Uhr
Guido Horst

Kirche

Von Parteipolitik sollte die Kirche Abstand halten, von einer ethischen Bewertung der Politik allerdings nicht.
16.10.2025, 15 Uhr
Stephan Baier
Zu den ersten beiden Heiligen Venezuelas überhaupt gehört ab Sonntag der selige José Gregorio Hernández. Schon lange wird er landesweit verehrt.
15.10.2025, 16 Uhr
Meldung
Österreichs Medien erwarten die unmittelbar bevorstehende Ernennung des seit Januar amtierenden Apostolischen Administrators zum Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn.
15.10.2025, 19 Uhr
Meldung