Der als Heiliger verehrte und von Papst Leo XII. 1828 zum Kirchenlehrer erhobene Petrus Damiani wurde um das Jahr 1006 in Ravenna als jüngstes von vielen Geschwistern geboren.
Das anfangs schwere Schicksal von Petrus Damiani
Beide Eltern starben früh, und so kam er bei einem seiner Brüder unter, der ihn misshandelte und bei dem er als Schweinehirt Dienst tun musste. So war er sehr froh, als er von einem anderen Bruder namens Damianus aufgenommen wurde. Dieser erkannte die hohen geistigen Fähigkeiten des Jungen und sicherte ihm eine gute Ausbildung in Ravenna, Faenza und Parma.
Aus Dankbarkeit seinem älteren Bruder gegenüber nannte er sich von nun an Petrus Damiani. Obwohl er bei seinen Studien alle Erwartungen übertraf und in der akademischen Welt rasch aufstieg, fühlte sich Petrus eher zu einem religiösen als zu einem weltlichen Leben an einer Universität hingezogen. Seine Spiritualität wurde von der Regel des heiligen Benedikt sowie von den strengen Bußübungen des heiligen Romuald geprägt.
So wurde er 1035 Benediktinermönch in der Abtei Fonte Avellana bei Gubbio in Umbrien. Dieses Kloster war etwa 50 Jahre zuvor vom heiligen Rudolf von Gubbio errichtet, später aber vom heiligen Romuald von Camaldoli, aus dessen Klosterkonzept der spätere Kamaldulenserorden hervorging, reformiert worden. Die Ordensbrüder lebten als Einsiedler in kahlen Zellen, übten sich im strikten Schweigen und Fasten und widmeten sich eifrig ihren Bibelstudien. Petrus wurde 1043 zum Prior dieser kleinen, armen Gemeinschaft ernannt.
Kirchliches Wirken als Kardinalbischof von Ostia
Sein asketischer Lebenswandel und seine Bußübungen zogen in dieser Zeit noch mehr junge Männer an, so dass Petrus noch fünf weitere Ordenshäuser für sie erbauen ließ. 1057 wurde er vom deutschen Papst Stefan IX. zum Kardinalbischof von Ostia ernannt.
1059 nahm er an der Lateransynode unter Papst Nikolaus II. teil, bei der das Papstwahldekret beschlossen wurde, durch das das Wahlrecht für den Papst in erster Linie auf die Kardinäle übertragen wurde.
Wirken als Kirchenlehrer: Vorstellungen und theologische Schriften
Nach einer kurzen Zeit als Bischof kehrte Petrus in seine Zelle zurück. Hier verfasste er ein überbordendes Werk an theologischen Schriften. Er hinterließ Abhandlungen über das Fegefeuer und über die Eucharistie, Predigten, zahlreiche Briefe sowie mystische Betrachtungen über die Kreuzes- und Marienverehrung. Aber er schrieb auch Gedichte.
Bei seinen Vorstellungen über Mönchtum und Askese orientierte er sich stark am Vorbild der frühen Wüstenväter. Dass er absolute Weltflucht und Selbstgeißelung als Mittel der Kontemplation lobte und den Bischof von Florenz wegen eines öffentlichen Schachspiels ermahnte, mag manchen heute seltsam erscheinen – in seiner Epoche empfand man diese Einstellung jedoch als folgerichtig und konsequent.
In seinen Schriften attackierte er den Sittenverfall in den Klöstern und beim Klerus: Ämterkauf – die so genannte Simonie – und Bestechung waren weit verbreitet, um kirchliche Stellen zu besetzen oder Sakramente zu kaufen; Ordensleute und Priester fühlten sich nicht an ihre Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam gebunden und missachteten den Zölibat. Sein „Liber Gomorrhianus“ (Buch von Gomorra) enthält die umfassendste Verurteilung eines Kirchenvaters von homosexuellen Praktiken unter Geistlichen. Dabei beschäftigte er sich auch mit der Verantwortung eines Bischofs oder eines Ordensoberen, diesem Verhalten in seinem Klerus Einhalt zu gebieten.
Im Jahr 1069 unternahm Petrus eine Reise nach Mainz, um Heinrich IV. ins Gewissen zu reden, da dieser sich von seiner Ehefrau Bertha trennen und die Ehe annullieren wollte. Er drohte dem Salier mit der Exkommunikation und der Verweigerung der Kaiserkrönung. Daraufhin fügte sich Heinrich.
Tod und Vermächtnis
Der kämpferische Kardinalsbischof starb am 22. oder 23. Februar 1072 in Faenza, als er sich auf der Rückreise von seiner Heimatstadt Ravenna nach Ostia begab. Seine letzte Ruhestätte fand der Schutzpatron gegen Kopfschmerzen im Dom der Stadt.
Er hinterließ ein umfassendes Werk, das neben Heiligenviten, poetischen und liturgischen Texten 180 Briefe enthält, in denen er zu zahlreichen Fragen seiner Zeit Stellung bezog und die einen tiefen Einblick in die Geistesgeschichte des 11. Jahrhunderts geben. Sein Werk offenbart seine große Vertrautheit mit den Schriftstellern der klassischen Antike ebenso wie mit den Kirchenvätern und floss in den folgenden Jahrhunderten in monastische Reformen und in das Kirchenrecht ein.
„Er schenkte alle seine geistigen und körperlichen Kräfte Christus und der Kirche, blieb aber immer, wie er sich selbst gern bezeichnete, Petrus ultimos monachorum servus, Petrus, der letzte Diener der Mönche.“
Dante widmete Petrus Damiani in der Göttlichen Komödie einen eigenen Gesang. 1828 erhob Papst Leo XII. ihn zum Kirchenlehrer. „Er verzehrte sich mit klarer Konsequenz und großer Strenge für die Reform der Kirche seiner Zeit“, so Benedikt XVI.
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