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Papst: Evangelisierung hat Vorrang

Um sterile, erschöpfende Debatten und ermüdende Polarisierungen zu verhindern, müsse der Fokus erneut auf den Heiligen Geist und auf das Evangelium gesetzt werden, so Franziskus.
Papst Franziskus betonte die oberste Wichtigkeit der (Neu-) Evangelisierung
Foto: IMAGO/Evandro Inetti (www.imago-images.de) | Der Papst betonte die oberste Wichtigkeit der (Neu-) Evangelisierung.

Papst Franziskus hat bei seiner Generalaudienz am Mittwoch erneut die oberste Wichtigkeit der (Neu-) Evangelisierung betont. „Alles in der Kirche muss sich an den Erfordernissen der Verkündigung des Evangeliums ausrichten! Nicht an den Meinungen der Konservativen oder Progressiven, sondern an der Frage, wie Jesus das Leben der Menschen erreicht“, so der Papst laut „Vatican News“.

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Kein Kompromiss, sondern Vertrauen auf den Heiligen Geist

Gerade deshalb sei „jede Entscheidung, jede Form, jede Struktur und jede Tradition danach zu bewerten, ob sie der Verkündigung Christi förderlich sind. Und wenn es Spaltungen gibt in der Kirche, zum Beispiel ideologische - ich bin konservativ, ich progressiv ... Wo ist da der Heilige Geist? Achtung, das Evangelium ist keine Ideologie“, warnte Franziskus. Er fügte hinzu: „Jede religiöse Tradition“ sei aber „nützlich, wenn sie die Begegnung mit Jesus erleichtert“. Wenn sie aber nicht dazu führe, könne man sie ohne Weiteres über Bord werfen.

Der Papst betonte, dass der „Motor“ der Evangelisierung der Heilige Geist sei. Das Apostelkonzil in Jerusalem, von dem die Apostelgeschichte des Neuen Testaments berichtet, habe dies eindeutig dargestellt: „Die Apostel hätten damals einen guten Kompromiss zwischen Tradition und Innovation suchen können: einige Regeln einhalten, andere weglassen.“ Sie seien aber nicht dieser „menschlichen Weisheit“ gefolgt, „um ein diplomatisches Gleichgewicht zu finden - nein, sie passen sich dem Wirken des Geistes an… Gemeinsam, ohne sich zu trennen, auch wenn sie unterschiedliche Empfindlichkeiten und Meinungen haben, hören sie auf den Geist“.

Keine sterilen Debatten

Besonders in der startenden Fastenzeit wolle Franziskus appellieren, dass der Heilige Geist angerufen und um Erleuchtung gebeten wird: „Denn als Kirche können wir gut geordnete Zeiten und Räume, gut organisierte Gemeinschaften, Institute und Bewegungen haben, aber ohne den Geist bleibt alles seelenlos.“ Eine gute Organisation alleine reiche nicht aus, so der Papst. „Wenn die Kirche nicht zu ihm betet und ihn nicht anruft, verschließt sie sich in sterilen und erschöpfenden Debatten, in ermüdenden Polarisierungen, während die Flamme der Mission erlischt. Es ist sehr traurig die Kirche zu sehen, als wäre sie nur ein Parlament“, fügte er hinzu.

Papst Franziskus erneuerte damit die Inhalte seines apostolischen Schreibens „Evangelii gaudium“ vom Beginn seiner Amtszeit. Bei seinen regelmäßigen Mittwochsaudienzen betont es die Wichtigkeit der Evangelisierung gerne. An diesem Mittwoch forderte er eine „Leidenschaft für Evangelisierung“: Dabei gehe es nicht um Indoktrination, sondern darum, allen die „Freude der Gegenwart Gottes“ zu schenken. DT/jmo

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