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Papst: Die Kinder des Südsudan brauchen Väter, nicht Herren

Papst Franziskus wendet sich in seiner ersten Ansprache im Südsudan mit deutlichen Worten an die Regierungsvertreter.
Papst Franziskus bei seiner ersten Ansprache im Südsudan 2023.
Foto: IMAGO/VATICAN MEDIA / ipa-agency.net (www.imago-images.de) | Papst Franziskus bei seiner Ansprache vor den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Korps

Der Papst ist am Freitagnachmittag im Südsudan eingetroffen. Bei seiner Ansprache im Garten des südsudanesischen Präsidentenpalasts ist er sehr deutlich geworden.

Er habe „den Schrei eines ganzen Volkes gehört“, das mit großer Würde die Gewalt, Armut und Naturkatastrophen seines Landes beklage.

In seiner Rede orientierte sich der Papst immer wieder an dem Bild des Nils, des „großen Flusses, der das Land durchquert“, um Missstände anzuprangern und die Regierungsvertreter an ihre Verantwortung für den Frieden und des Wohlstands zu erinnern.

„Nicht weiter mit dem Blutvergießen!“

„Der Durst dieses Landes“ müsse wieder neu aus „frischen, lebendigen Quellen gestillt“ werden. „Sehr verehrte Verantwortungsträger, ihr seid diese Quellen, die Quellen, die das gemeinsame Zusammenleben bewässern“, mahnte der Papst. „Die Jahre nach der Geburt des Landes, die von einer verletzten Kindheit geprägt waren, mögen einem friedlichen Wachstum Platz machen.“

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„Damit dieses Land nicht zu einem Friedhof verkommt, sondern wieder zu einem blühenden Garten wird“, so der Papst, „bitte ich euch von ganzem Herzen, ein einfaches Wort anzunehmen: ‚Nicht weiter!‘ (Lk 22,51).“ Dabei wendete sich Franziskus direkt an den Präsidenten und die Vizepräsidenten des Landes: „Nicht weiter mit der Gewalttätigkeit und den gegenseitigen Anklagen und Schuldzuweisungen, lasst das Volk nicht weiter nach Frieden dürsten. Nicht weiter mit der Zerstörung, es ist Zeit aufzubauen!“

Sich einsetzen für die „Gewässer des Lebens“

Der Papst erinnerte daran, was es heiße, eine Republik zu sein, eine „res publica“: „Es bedeutet, sich selbst als öffentliche Wirklichkeit zu betrachten, also zu sagen, dass der Staat allen gehört.“ Daher müssten die Regierenden dem Gemeinwohl dienen. „Den Plänen für den wirtschaftlichen Aufschwung müssen Pläne für eine gerechte Verteilung des Reichtums entsprechen.“

Es seien verschiedene Maßnahmen vonnöten, „damit die Gewässer des Lebens nicht zu Gefahren des Todes werden“: Waffenlieferungen eindämmen, die Gesundheits- und Bildungspolitik fördern. Die Kinder im Südsudan hätten „wie alle Kinder dieses Kontinents und der Welt, das Recht, mit Heften und Spielzeug in den Händen aufzuwachsen und nicht mit Arbeitswerkzeugen und Waffen.“

„Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“

Um diese Ziele zu erreichen, dürfe man keine „vorgefertigte Modelle“ aufdrängen, die nicht zur Kultur vor Ort passten. Franziskus rief dabei die Worte des heiligen Johannes Paul II. ins Gedächtnis: „Es müssen afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme gefunden werden“ (Appell bei der Willkommenszeremonie im Sudan, 10. Februar 1993).

Zum Schluss bot der Papst „Gebet und Unterstützung“ an, damit das Land sich versöhne, sodass „sein Lebensstrom nicht länger von Gewalt überschwemmt, von Sümpfen der Korruption behindert und durch eine Flut von Armut zunichtegemacht“ werde. DT/sha

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