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Ökumene ohne Regenbogen

Orthodoxe lehnen Homosegnungen weiterhin kategorisch ab. Das ist konsequent und weckt keine falschen Hoffnungen auf eine ökumenische Regenbogenpastoral.
Eine Regenbogen-Fahne an der Fassade der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin
Foto: IMAGO/Emmanuele Contini (www.imago-images.de) | Die Präzision, mit der sich die orthodoxen Christen von den Zielen der katholischen Regenbogenlobby distanzieren, verdient Aufmerksamkeit.

Zwei Wochen vor Beginn der Weltbischofssynode in Rom haben der Papst der Kopten, Tawadros II. von Alexandrien, und die Vertreter anderer orthodoxer Kirchen das ökumenische Feld klar abgesteckt. Bei einem Treffen im koptisch-orthodoxen Kloster Anba Pischoy in Wadi el Natrun in Ägypten verabschiedeten sie eine Erklärung, die ihre Kirchen deutlich von der Regenbogenpastoral westlicher Ortskirchen abgrenzt.

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Niemand täusche sich über den ökumenischen Schaden, der angerichtet würde, sollte die kommende römische Bischofssynode gleichgeschlechtliche Beziehungen aufwerten oder auch nur die Hoffnung auf eine entsprechende Entwicklung kultivieren.

Weder homophob noch diskriminierend

Dass die Ehe auch von den Orthodoxen als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert wird und die Eheleute mit ihren Kindern eine Art Hauskirche bilden, stellt keine Überraschung dar. Doch die Präzision, mit der sich die orthodoxen Christen von den Zielen der katholischen Regenbogenlobby distanzieren, verdient Aufmerksamkeit: „Unsere Kirchen lehnen die Rechtfertigung gleichgeschlechtlicher Beziehungen im Rahmen der so genannten ,absoluten menschlichen Freiheit‘ kategorisch ab“, heißt es im Text.

Zieht man die Linien dieses Beschlusses aus, wirken alle pastoralen Versuche, gleichgeschlechtlichen Beziehungen trotz ihrer Sündhaftigkeit positive Elemente abzuringen, ökumenisch verfehlt. Der Aspekt, dass Menschen in einer Zweierbeziehung „füreinander da sind“, wird von orthodoxer Seite offensichtlich anders bewertet als von einigen Synodalen.

Zugleich ist der Text so formuliert, dass er weder als homophob noch als diskriminierend ausgelegt werden darf. Denn die Unterzeichner bleiben aus der queeren Perspektive unverdächtig, mehr noch: Sie respektieren die Freiheit jenes Teils der LGBTQ-Lobby, die kirchliche Segnungen homosexueller Paare als einen Akt der unerwünschten Verbürgerlichung missbilligt. Das orthodoxe Votum trägt unausgesprochen dem Umstand Rechnung, dass der ideologische Regenbogen von der queer-feministischen Kritik an der staatlichen Homo-„Ehe“ direkt zur Kirchentür führt.

Ziel ist die Streichung einschlägiger Aussagen des Katechismus

Offensichtlich haben die Unterzeichner die Bedenken jener im Hinterkopf, die kirchliche Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare „im Kern für eine anti-emanzipatorische Assimilation in ein heteronormatives System“ halten, wie es kürzlich ein Kommentator auf der Plattform „feinschwarz“ formulierte. Wollen Homosexuelle Segensfeiern in einer als anbiedernd empfundenen Institution? Nein, so die ehrliche Antwort auf „feinschwarz“. Ihr Ziel ist die Streichung der einschlägigen Aussagen des Katechismus. Da ist es nur konsequent, dass die Orthodoxie Verwirrungen vorbeugt und keine falschen Hoffnungen auf eine ökumenische Regenbogenpastoral weckt.

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