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Neuheidentum früh erkannt

Der junge Theologe Ratzinger sah schon früh den realen Glaubensschwund der Menschen und schrieb darüber einen Aufsatz.
Fronleichnam - Blumenteppich
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | Schon früh hatte der Kaplan Josef Ratzinger festgestellt, dass die Sakramente zwar praktiziert würden, aber oft ohne einen inneren Bezug.

Der Dogmatiker Ralph Weimann hat die analytische Schärfe Joseph Ratzingers/Papst Benedikts mit Blick auf die Glaubensweitergabe inmitten eines „modernen Heidentums“ gewürdigt. Glaube bedeutet Ratzingers Schriften zufolge, in die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott einzutreten. Schon während seiner Kaplanszeit Anfang der 50er Jahre habe sich Joseph Ratzinger von äußerlich positiven Situation in der Pfarrei, in der er tätig war, nicht blenden lassen. Vielmehr habe er, so Weimann, nach gut einem Jahr Kaplanszeit festgestellt, dass die Sakramente zwar praktiziert würden, aber oft ohne einen inneren Bezug.

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Früh schon erfasst

Diese problematische Entwicklung habe der junge Ratzinger in dem Artikel „Die neuen Heiden und die Kirche“ thematisiert. Wörtlich schreibt Weimann: „Bereits 1958 legte Joseph Ratzinger in diesem Aufsatz dar, dass die Kirche im Hinblick auf die Glaubensweitergabe vor einer fundamentalen Herausforderung stehe. Es sei eine Illusion zu meinen, Welt und Kirche seien deckungsgleich, denn dadurch würde die missionarische Aktivität der Kirche gehemmt, was zur Anpassung an den Zeitgeist und zu innerkirchlichem Heidentum führe.

Schelte für die Erkenntnis

Die Kirche als Heilsweg – so stellte er fest – verschwinde aus dem Bewusstsein der Menschen und der Glaube werde als Last empfunden. Auf diese Weise dispensiere sich der „moderne Heide“ von dem Ernst des gläubigen Daseins und damit von Christus, dem einzigen Erlöser.“ Für diese Analyse sei der junge Theologe damals gescholten und sogar zu seinem Bischof zitiert worden. Sie habe aber dennoch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. DT/reg
 

 

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