Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wehrt sich dagegen, aus Bibelstellen zu Homosexualität unhinterfragt „ewige Wahrheiten“ abzuleiten. Im Demokratieforum des Südwestrundfunks (SWR) im Hambacher Schloss zum Thema „Tabus in unserer Gesellschaft – zwischen Moral, Macht und Medien“ erklärte der Bischof am Sonntag, diese Passagen müssten vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit verstanden und heutige Erkenntnisse der Humanwissenschaften berücksichtigt werden.
„Es gibt bekennend homosexuelle Priester in Deutschland“
Wörtlich sagte er: „Ich nehme nicht einen Halbsatz aus der Bibel und sage: Das ist jetzt der Halbsatz, der unhinterfragt für alle gilt.“ Er selbst nutze Bibelstellen nicht „als Steinbruch“. Die wissenschaftlich fundierte Theologie sei heute „erheblich weiter“, so Kohlgraf. Und in Deutschland rede man in der katholischen Kirche sehr offen über Homosexualität. Er betonte, dass es „bekennend homosexuelle Priester in Deutschland“ gebe, „und die sind gute Seelsorger“.
Weitere Themen der vom Publizisten Michel Friedman moderieten Diskussion, an der neben Kohlgraf auch die Filmemacherin Mo Asumang und der Journalist Ronen Steinke teilnahmen, waren Antisemitismus, AfD und Missbrauch. DT/dsc
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