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Katholische Schulen: Vielfalt unter dem Schuldach

Der Vatikan will die weltweit über 200.000 katholischen Schulen als Adressen einer offenen und missionarischen Kirche profilieren.
Katholische Schule in Duisburg
Foto: Oliver Berg (dpa) | Duisburg: Die Katholische Grundschule an der Henriettenstraße im Stadtteil Marxloh.

Mit einem gut 20-seitigen Positionspapier zur Identität katholischer Schulen reagiert die Päpstliche Bildungskongregation unter Leitung von Kurienkardinal Giuseppe Versaldi auf eine vielfach „widersprüchliche Auffassung zur katholischen Identität von Bildungseinrichtungen“. Das Dokument, das noch nicht in deutscher Sprache vorliegt, hat frei übersetzt den Titel  „Die Identität katholischer Schulen – für eine Kultur des Dialogs.“

Profil präzisieren - ohne allzu strenge Vorgaben

Der Vatikan möchte das Profil katholischer Schulen präzisieren – allerdings ohne allzu strenge Vorgaben. Ausschließen wolle man auch keine Personen, die einer engen Auslegung des Katholischen nicht entsprächen. Dies widerspreche einer aufgeschlossenen und missionarischen Kirche.

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Katholische Schulen seien auch keine Inseln, die allein Vollblut-Katholiken offenstünden. Schließlich, so Kardinal Versaldi, würden die katholischen Schulen ihre Schüler nicht auswählen, sondern umgekehrt würden die Schüler und ihre Eltern die Schulen auswählen. Josef Kraus, langjähriger Präsident des Deutschen Lehrerverbands, weist in seinem Beitrag für diese Zeitung darauf hin, dass das Vatikan-Papier in erster Linie die katholischen Schulen in Afrika und Südamerika im Blick habe. „Trotz zum Teil langer und erfolgreicher Tradition haben es diese Schulen dort nicht immer leicht. Vor allem genießen sie dort nicht Privilegien wie ihre Geschwisterschulen in Deutschland, die zum allergrößten Teil qua gesetzlich geregelter Ersatzschulfinanzierung staatlich finanziert sind“, schreibt Kraus.

Katholische Schule in Deutschland seien „zum Teil in einer Weise säkularisiert, dass sie nicht immer auf den ersten Blick als kirchliche Schulen erkennbar sind“. Kraus zufolge sollten sich die katholischen Schulen hierzulande vor allem das Gebot der Offenheit anhand des Vatikan-Papiers vergegenwärtigen und der Evangelisierung dienen. Wörtlich schreibt der Pädagoge: „Letzteres tun sie eher zurückhaltend, wenn es sich nicht gerade um reine Klosterschulinternate handelt. Und offen sind sie realiter nur wenig für eine repräsentativ multikulturelle Schülerschaft."  DT/reg

Lesen Sie eine ausführliche Analyse des neuen vatikanischen Positionspapiers zu den katholischen Schulen in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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