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Kasper: Selbstbindung bringt Kirche an Rand des Schismas

Der Vatikan-Brief zum Synodalen Rat sei "völlig eindeutig", so Kardinal Walter Kasper. Eine Selbstbindung stürze die Kirche in eine noch tiefere Krise.
Kardinal Walter Kasper geißelt Selbstbindungen der Bischöfe als unredlich.
Foto: Stf (ANSA) | Kardinal Walter Kasper geißelt Selbstbindungen der Bischöfe als unredlich. Sie seien mit dem Bischofsamt nicht vereinbar, so Kasper.

Kardinal Walter Kasper hat zur Erklärung der Initiative „Neuer Anfang“ von dieser Woche in Bezug auf das römische Schreiben vom 16. Januar Stellung bezogen. Er stimme dieser "voll zu", sagte er gegenüber der Initiative. „Der Brief, hinter dem die Autorität des Papstes und letztlich das Zweite Vatikanische Konzil steht, ist völlig eindeutig“, bestätigte er, und „könne nicht durch trickreiche Umdeutungen ausgehebelt werden“. 

Selbstbindung bringt Kirche an Rand des Schismas

Nachdrücklich betonte der Kardinal, dass ein Bischof in seiner Weihe in der Nachfolge der Apostel das Hirtenamt übertragen worden sei. Es handle sich hierbei um eine sakramental übertragene Vollmacht, auf die er nicht durch irgendwelche Selbstbindungen an einen Synodalen Rat „ganz oder teilweise verzichten“ dürfe.

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Solch eine Selbstbindung bezeichnetet Kasper als unredlich, als eine „in sich widersprüchliche Trickserei“, die die Kirche „entgegen allen gut gemeinten Beteuerungen“ unweigerlich an den Rand eines Schismas bringe und das Volk Gottes in Deutschland in eine noch tiefere Krise stürze.

"Verkünde das Wort!"

Kasper verwies auf die Apostelgeschichte, in dem von einer Zeit die Rede sei, „in der die gesunde Lehre nicht mehr erträgt und der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken will, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln“. Gerade dann aber gelte: „Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören oder nicht. Du aber „verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst!“

Der Kardinal hatte sich zum Synodalen Weg mehrfach kritisch zu Wort gemeldet. Bereits im Juni 2022 bezeichnete er in einem Vortrag zum Online-Studientag des Neuen Anfangs die Selbstverpflichtungen der Bischöfe als „faulen Trick“, der einem kollektiven Rücktritt der Bischöfe gleichkäme. Ein Synodaler Rat in Form eines solchen Rätesystems sei „keine christliche, sondern eine aus ganz anderem Geist oder Ungeist kommende Idee“, so der Kardinal damals.  DT/dsc

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