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Italienischer Kardinal Bagnasco kritisiert "Ehe für alle"

Die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare schwäche die Familie als universellen Wert und Grundlage der menschlichen Gesellschaft, meint der Erzbischof von Genua.
Angelo Bagnasco
Foto: Paul Haring (KNA) | Kardinal Angelo Bagnasco, Erzbischof von Genua und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, am 3. Oktober 2015 im Vatikan.

Kardinal Angelo Bagnasco hat die "Ehe für alle" kritisiert. "Die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare schwächt die Familie als universellen Wert und Grundlage der menschlichen Gesellschaft", sagte der Erzbischof von Genua und Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) dem Portal "Spiegel online" (Freitag). Es gehe dabei nicht um Diskriminierung, sondern um Unterscheidung.

Das Gesetz habe immer auch eine pädagogische Funktion, so der Geistliche. Vor allem die Mentalität der jüngeren Menschen werde dadurch geformt. "Kinder und Jugendliche brauchen Orientierung in einer Kultur, in der alles gleichbedeutend und einheitlich ist. Dieses Klima, in dem wir alle leben, hilft niemandem beim Wachsen und Reifen", sagte Bagnasco. Stattdessen würden dadurch "Verwirrung und Unsicherheit" befördert und Misstrauen sowie mangelnde Selbstachtung hervorgebracht.

Der italienische Kardinal plädierte zudem dafür, Europa nicht nur als Wirtschafts- und Finanzunion zu begreifen: "Vielmehr ist der Kontinent eine spirituelle Realität, eine moralische Aufgabe und ein Schicksal, das auf die Ursprünge vieler Kulturen zurückgeht, seien sie slawisch, nordisch, griechisch, lateinisch, jüdisch oder arabisch." Diese kontinentale Einheit zu vergessen, bedeute, Europa zu zerstören. "Hier geht es nicht um eine konfessionelle Identität, sondern um eine reiche religiöse Erfahrung, menschlich und universell", betonte Bagnasco.

Mit Blick auf die europäische Flüchtlingspolitik forderte er die EU auf, die konkrete Zusammenarbeit mit Italien zu intensivieren, "denn Italien ist im Mittelmeer das Tor nach Europa". Bagnasco lobte die Arbeit aller Beteiligten in seinem Heimatland. Jetzt gelte es, die Integration der Migranten voranzutreiben. Der Kardinal nahm die Flüchtlinge in die Pflicht, nicht nur die Sprache und die Geschichte Italiens zu lernen: "Wer bleiben möchte, sollte auch Zuneigung zu unserem Land entwickeln."

Bagnasco wird am Samstag auf dem Deutschen Katholikentag in Münster auf einem Podium zum Thema "Zurück in das Eigene und Heimische - Gesunder Patriotismus oder neue Nationalismen in Europa?" sprechen.

DT/KAP

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