Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat den kritischen Brief zum Synodalen Weg des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, an seinen deutschen Amtsbruder, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, verteidigt. „Wir haben im Zusammenhang des Synodalen Weges in Deutschland immer betont, dass wir Teil der Weltkirche sind und sein wollen. Der Brief aus Polen ist eine Stimme aus der Weltkirche. Die sollten wir zunächst hören“, erklärte Ipolt auf Anfrage des Online-Portals „katholisch.de“.
Polnische Kirche vor ähnlichen Herausforderungen wie die deutsche
Der Görlitzer Bischof geht in seiner Stellungnahme auf das Schreiben darauf ein, dass Gadecki von verschiedenen Versuchungen spreche, denen die Kirche insgesamt erliegen könne. „Wer wollte leugnen, dass es diese Versuchungen gibt?“, fragte Ipolt. Zudem betonte er, aus seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu wissen, dass die polnische Kirche momentan vor ähnlichen Herausforderungen stehe wie die deutsche. Der Brief aus Polen, so der ostdeutsche Bischof, könne den Synodalen Weg vielleicht auf Fragen aufmerksam machen, die dieser noch ausblende.
In dem Brief an den DBK-Vorsitzenden Bätzing übte der Posener Erzbischof Gadecki am Dienstag Kritik am innerkirchlichen Reformprozess in Deutschland. Die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Frauenordination und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften stünden nicht in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche. Gestützt auf Bibelstellen und Äußerungen verschiedener Päpste mahnt Gadecki seinen deutschen Amtsbruder, „im Geiste christlicher Nächstenliebe“ und „voll brüderlicher Sorge“, am überlieferten Evangelium festzuhalten – trotz gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen, die den Standpunkt der Kirche unpopulär erscheinen lassen.
Ipolt weit Kritik Pfeffers zurück
Ipolt wies auch die Kritik an dem Schreiben zurück, die der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer zuvor am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hatte. Die „harsche Kritik“ Pfeffers könne er nicht nachvollziehen, so der Görlitzer Bischof gegenüber „katholisch.de“.
Wörtlich hatte Pfeffer geschrieben: „Der Brief klingt so, als stamme er aus einer fernen katholischen Vergangenheit.“ Zudem sei er von einem „platten und hochklerikalen Antimodernismus“ geprägt. Wissenschaftliche Erkenntnisse würden „mit aberwitzigen Vergleichen“ abgewertet, während der Missbrauchsskandal „mit keinem Wort“ erwähnt werde, so Pfeffer. DT/mlu
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