Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nach Aufforderungen durch das Militär

Gaza-Stadt: Pfarrei wehrt sich gegen Evakuierung

Seit Dienstagabend führt die israelische Armee laut dem Armeesender im gleichen Stadtviertel gezielte Militäraktionen durch.
Rauch über Gaza-Stadt
Foto: IMAGO/Saeed Jaras \ apaimages (www.imago-images.de) | Rauch über Gaza-Stadt: „Seit gestern bombardiert Israel unser Viertel“, berichtet Schwester Nabila Saleh.

Die Mitglieder der einzigen katholischen Pfarrei im Gazastreifen werden auch nach Aufforderung durch das israelische Militär ihr Viertel nicht verlassen. Schwester Nabila Saleh, die mit ungefähr 600 weiteren Gläubigen in den Räumen der Pfarrei der Heiligen Familie Schutz sucht, erklärte dies gegenüber dem Nachrichtendienst „Sir“. Auch das Portal „Vatican News“ berichtete darüber.

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Die israelische Armee hatte am Dienstag die Einwohner von Al-Saitun sowie einem weiteren Viertel in Gaza-Stadt wegen bevorstehender militärischer Aktionen zur Evakuierung aufgerufen, berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Das Zentrum des Viertels liegt nur wenige hundert Meter von der Pfarrei der Heiligen Familie entfernt.

Dutzende Terroristen bei Bodenkämpfen getötet

„Seit gestern bombardiert Israel unser Viertel“, berichtet die Schwester. „Wir sind wieder unter Bomben, und es kommen Nachrichten aus Israel, die die Zivilisten auffordern, die Gegend zu evakuieren.“ Trotz der akuten Gefahr hätten sich die dorthin Geflüchteten allerdings dafür entschieden, in der Pfarrei zu bleiben: „Wir werden hier in der Gemeinde bleiben und nicht fortgehen", bestätigt Schwester Nabila.

Die israelische Armee habe, so die Informationen der dpa, im Stadtviertel Al-Saitun nach eigenen Angaben „Dutzende Terroristen bei Bodenkämpfen und gezielten Luftangriffen getötet“. Ebenfalls gab das Militär am Mittwoch bekannt, dort zahlreiche Waffen gefunden zu haben. Der israelische Armeesender hatte bereits am Dienstag berichtet, dass Truppen in der Nacht in das Viertel vorgedrungen seien. Der Einsatz habe sich gegen „Terror-Infrastruktur der Hamas“ gerichtet, „die von der Armee bisher nicht zerstört wurde“. Es werde damit gerechnet, dass die Operation vor Ort mehrere Wochen andauern könnte.

Christen sind müde, traurig und gebrochen

Der zuständige Pfarrer, Gabriel Romanelli, nannte die aktuelle Situation einen „Kreuzweg der Christen und der Zivilbevölkerung im Gazastreifen“. Die Lage verschlechtere sich jede Stunde. Zeitgleich steige die Zahl der Opfer weiterhin, schon seit Beginn des Konflikts. Aufgrund der israelischen Militäraktionen könne er nicht mehr in den Gazastreifen einreisen, stehe allerdings mit den Menschen in seiner Pfarrei in ständigem Austausch.

Schon seit über vier Monaten sind die geflohenen Christen in den Räumlichkeiten der Pfarrei untergebracht. Sie würden, so der Pfarrer, unter der Unsicherheit und der schwierigen Lage außerordentlich leiden: „Sie sind müde, traurig, gebrochen. Sie sehen keine Zukunft, aber trotzdem setzen sie sich für die ein, die weniger haben als sie selbst“.

Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) bereits Anfang Januar berichtete, habe die christliche Minderheit im Gazastreifen nach Angaben von Pfarrer Romanelli 27 Todesopfer zu beklagen. Etwa 100 weitere Christen hätten etwa durch ihre doppelte Staatsbürgerschaft Gaza verlassen können. Die Lage im gesamten Gazastreifen und Gaza-Stadt hatte Romanelli schon damals als „grauenhaft“ beschrieben. DT/jmo

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