Im Zuge der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen in der Nacht auf Mittwoch sei auch eine UN-Einrichtung getroffen worden, behauptet das von der Terrororganisation Hamas verwaltete palästinensische Gesundheitsministerium. Die israelische Armee hat nun einen solchen Angriff bestritten.
IDF: Bei unbestätigten Berichten vorsichtig sein
Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza seien bei dem Luftangriff ein UN-Mitarbeiter getötet worden, weitere fünf sollen verletzt worden sein. Das UN-Hauptquartier liegt in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens.
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) erklärten jedoch am Mittwoch, dass ein solcher Angriff in dieser Stadt nicht stattgefunden habe: „Entgegen anderslautenden Berichten haben die IDF kein UN Gelände in Deir el Balah angegriffen. Die IDF ruft die Medien auf, bei unbestätigten Berichten vorsichtig zu sein“, nahmen sie über die Plattform X (ehemals Twitter) Stellung.
Nach palästinensischen Angaben sind seit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen in der Nacht zum Dienstag mindestens 400 Palästinenser getötet worden. Die Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörde unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren, so die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Diesen Angaben zufolge berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Mittwoch von „Dutzenden Toten und Verletzten“ durch den israelischen Einsatz in Gaza-Stadt, nenne aber keine genaue Zahlen.
Keine Verletzten in der katholischen Pfarrei von Gaza-Stadt
Unterdessen widersetzt sich die Hilfsorganisation „Caritas international“ einer Blockade von Hilfsgütern für den Gazastreifen. Ihre Begründung: Das sei völkerrechtswidrig. Der Leiter der Organisation, Oliver Müller, erklärte am Mittwoch in Freiburg: „Angesichts des Leids der Zivilbevölkerung und im Namen unserer Kolleginnen und Kollegen im Gazastreifen, die dort seit fast eineinhalb Jahren unermüdlich Hilfe leisten, fordern wir einen sofortigen Stopp der Angriffe und die Öffnung der Grenzübergänge für humanitäre Hilfe.“ Die Lebensbedingungen seien schlecht, weiterhin befänden sich Hunderttausende Menschen auf der Flucht.
Auch die katholische Pfarrei von Gaza berichtete über ihren Pfarrer Gabriel Romanelli über die israelischen Luftangriffe: „Die Bombardierungen haben uns geweckt, sie waren ganz in der Nähe – 300 bis 400 Meter entfernt. Zum Glück sind keine Splitter hierher gelangt, wir sind wohlauf. Aber in ganz Gaza spricht man bereits von über 350 Toten und mehr als 1.000 Verletzten.“ Viele, die während des Krieges in der Pfarrei Unterschlupf gefunden hatten, seien seit der Waffenruhe zu ihren beschädigten Häusern zurückgekehrt, so Romanelli. Er berichtete aber auch: „Nun überlegen viele, ob sie wieder in die Kirche zurückkehren sollen.“ Für sie sei es nämlich „sicherer, ‚bei Jesus’ zu sein – auch wenn es keinen wirklich sicheren Ort in Gaza gibt“.
Die Pfarrei in Gaza-Stadt liegt über zehn Kilometer nordöstlich von der Stadt Deir-al-Balah entfernt. Ein Sprecher der israelischen Armee teilte auf Anfrage mit: Die Streitkräfte hätten in Gaza-Stadt „einen präzisen Angriff auf einen Terroristen der Hamas“ ausgeführt, zitiert die dpa. DT/jmo
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