Der mediale Ansturm auf Benedikt XVI. versetze ihn in Erstaunen, meint Bischof Marc Aillet von Bayonne (Frankreich) gegenüber der „Tagespost“. Benedikt XVI. werde „ohne Beweise in einer Untersuchung angeklagt, die nicht gerichtlicher Natur ist, und ist Gegenstand eines medialen Prozesses, der ihn gezielt und unverhältnismäßig der öffentlichen Anprangerung aussetzt“. Dies erscheine umso merkwürdiger, als der Umgang mit Benedikt im Gegensatz zum Umgang der Medien mit anderen Bischöfen, die die Erzdiözese in dem Untersuchungszeitraum geleitet haben, stehe, so Bischof Aillet.
Als erster Papst entschlossen gegen Pädo-Kriminalität
Der Bischof von Bayonne erinnert gegenüber der „Tagespost“ daran, dass Benedikt XVI. der erste Papst war, der sich entschlossen des Themas Pädo-Kriminalität in der Kirche annahm, „indem er nicht nur sehr strenge Regelungen gegen diese abscheulichen Verbrechen erließ, sondern sich auch persönlich für die Opfer einsetzte“. Auf seinen Reisen habe Benedikt XVI. regelmäßig die Begegnung mit den Betroffenen gesucht und sie im Namen der Kirche um Vergebung gebeten. Der Papst habe alle Bischöfe zur Buße und zur Wiedergutmachung dieser Verbrechen verpflichtet, „die Sakrilegien gleichkommen, um die Solidarität aller Mitglieder des Leibes Christi mit den am meisten leidenden Gliedern der Kirche zu bekunden“.
Bereits als Präfekt der Glaubenskongregation in der letzten Phase des Pontifikats von Johannes Paul II., so betont Aillet, habe Kardinal Joseph Ratzinger die Scheußlichkeit der Verbrechen verurteilt, Gerechtigkeit gegen die Täter gefordert und alles dran gesetzt, dass das Leid der Betroffenen gehört und anerkannt werde. Der Bischof von Bayonne erinnert an die kraftvollen Worte Benedikts während der Kreuzwegmeditation am Karfreitag 2005, kurz vor dem Tod Johannes Pauls II.: „Das verschmutzte Gewand und Gesicht deiner Kirche erschüttert uns. Aber wir selber sind es doch, die sie verschmutzen. Wir selber verraten dich immer wieder nach allen großen Worten und Gebärden. Erbarme dich deiner Kirche.“
Für Bischof Aillet gibt der Medienprozess gegen den emeritierten Papst den Anschein, das Leiden der Betroffenen werde für ideologische Zwecke instrumentalisiert. Auf diese Weise solle ein Pontifikat diskreditiert werden, „welches in seiner Bedeutung nicht zu hoch zu schätzen ist und dem katholischen Nachwuchs auf der ganzen Welt Hoffnung gegeben hat“. DT/fha
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.