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Tück warnt vor konkreten Erwartungen bei Weltsynode

Wichtig sei, „zu lernen, was andere Kirchen zu sagen haben, in denen der Glaube deutlich vitalere Bezeugungsformen findet“, so der Dogmatiker im Gespräch mit ZdK-Vize Thomas Söding.
Synodalität:  Gesprächskultur
Foto: IMAGO/VATICAN MEDIA / ipa-agency.net (www.imago-images.de) | Eine synodale Gesprächskultur ist nach Ansicht des Wiener Domatikers Jan-Heiner Tück auf dem Synodalen Weg nicht gelungen.

Kurz bevor der vierjährige synodale Weltprozess in die letzte Runde geht, hat der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück vor konkreten Erwartungen gewarnt, „zumal die heißen Eisen in Studiengruppen ausgelagert wurden“. Es gehe vor allem darum, „zu hören und zu lernen, was andere Kirchen aus anderen Kontexten zu sagen haben, in denen der Glaube deutlich vitalere Bezeugungsformen findet“. 

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Tück äußerte sich am Mittwoch in einem Podiumsgespräch im Frankfurter „Haus am Dom“, bei dem unter anderem auch der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, zu Gast war. Während der für die Anliegen des Synodalen Wegs warb, lenkte Tück das Gespräch immer wieder auf das Thema „Synodalität“ zurück und sparte nicht mit Kritik an der auf dem Synodalen Weg herrschenden Gesprächskultur.

„Verweigerung, der spirituellen Dimension Raum zu geben“

In Deutschland gebe es einen „Moment an Verweigerung, der spirituellen Dimension Raum zu geben“. Es gehe bei Synodalität, wie auch Papst Franziskus es beschreibe, nicht nur um „das Hören aufeinander, sondern auch das Hören auf den Heiligen Geist“, den Protagonisten einer Synode. Das Wort Gottes sei zentral.

Franziskus wolle die katholische Weltkirche zudem so ins dritte Jahrtausend führen, „dass die missionarische Dimension stärker wird“. Mit der vom ihm angestoßenen Synodalität solle jeder befähigt werden, „aktiver Träger der Evangelisierung zu sein“. Synodale Gesprächskultur bestehe darin, „dass man den Punkt des anderen, der anders denkt, aufnimmt und zum Anlass einer selbstkritischen Revision macht“, so Tück. „Ich finde, dass dies nicht gelungen ist auf dem Synodalen Weg.“

„Polarisierung durch Synodalen Weg angestiegen“

Diverse Personen seien nicht grundlos aus diesem Reformprozess ausgestiegen. Es sei auch nicht bloß eine „klitzekleine Minorität“ gewesen, die sich vom ZdK nicht repräsentiert fühle und Kritik am Synodalen Weg geübt habe, wie Söding es behauptet hatte. Er könne dessen „harmonisierenden Werbung“ in Bezug auf den Synodalen Weg jedenfalls „nicht folgen“. Fakt sei, dass die Kirche durch den Synodalen Weg „nicht an Kohäsionskraft gewonnen hat, sondern die Polarisierung angestiegen ist — sowohl in der akademischen Theologie als auch in der publizistischen Landschaft“. Und, so Tück weiter, die „großen Fragen“ im Zusammenhang mit der MHG-Studie aufzurollen, „halte ich für eine Verquickung zweier differenziert zu behandelnden Materien“. 

Söding hatte beklagt, eine „ganz kleine lautstarke Minderheit“ hatte behauptet, der Synodale Weg sei falsch. Eine „große Mehrheit sowohl der Gläubigen als auch der Bischöfe“ sei der festen Überzeugung, diesen Weg gehen zu müssen und machte sich stark für deutsche Reformforderungen, die auch weltkirchlich Resonanz fänden: Klerikalismus, Mitentscheidungsrechte von Laien, Rechte von Frauen. Es gebe Druck von der Basis, „aber ungelöste Probleme in der Verfassungsstruktur der Kirche", sagte Söding.  DT/dsc

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