In Spanien wüten die schlimmsten Waldbrände seit 20 Jahren. Für „Camino“-Pilger ist daher äußerste Vorsicht geboten. Spanische Behörden rufen in bestimmten Abschnitten des Pilgerwegs sogar zum Abbruch der Reise auf, meldete das Kölner „Domradio“. Aber wie erfährt man auf dem Pilgerweg von solchen Warnungen, und wie verhält man sich?
Innerhalb eines Tages verzehrte das Feuer in Spanien 30.000 Hektar Land. Laut der Nachrichtenagentur AFP zeigen Satellitenbilder eine Fläche von 42.000 Fußballfeldern im Westen, die das Feuer binnen zwei Tagen verbrannt hat. Ein spanischer Einsatzleiter sprach laut einem Bericht der „tagesschau“ von einem Feuer-Tsunami. Bislang sollen in Spanien vier, in Portugal zwei Menschen gestorben und vier Feuerwehrleute verletzt worden sein, einer erlitt schwere Brandverletzungen. Dem Bericht zufolge können Helfer durch heftige und schnell die Richtung ändernde Winde, die zum Teil von den riesigen Waldbränden selbst erzeugt werden, von meterhohen Feuerwänden umzingelt werden.
„Bilder von Waldbränden versteht jeder“
Am schwersten betroffen ist nach Auskunft der Feuerwehr Bonn das Dorf San Sebastián im Baskenland sowie Galicien und die rund 700 Kilometer weiter südwestlich gelegene Region Extremadura. Im Nachbarland Portugal gibt es ebenfalls mehrere Feuer. Doch einzelne Brandherde gibt es im ganzen Land, wie einer staatlichen Internetseite zu entnehmen ist, weshalb Behörden raten, sich nicht auf den Jakobsweg zu begeben oder die Pilgerreise abzubrechen.
Laut der Pilgerexpertin Beate Steger besteht nicht die Gefahr, dass ein Pilger auf dem Jakobsweg nicht von den Warnungen erfahren könnte. In einem Interview mit dem „Domradio“ sagte sie: „Die Spanierinnen und Spanier sind ein sehr kommunikatives Volk, man bekommt es überall mit, auch wenn man völlig ohne Handy, ohne auf die Nachrichtenlage zu schauen, durch die Gegend läuft.“ Zudem laufen in den Kneipen und Bars am Jakobsweg überall Fernseher, und „gerade Bilder von Waldbränden kann man auch ohne Spanischkenntnisse sehr gut verstehen“, so Steger.
Zusätzlich kann man sich online informieren. Auf der Seite civio.es werden einzelne Brände registriert und auf einer Karte gezeigt. Außerdem kann man sich auf dem Pilgerforum, auf Facebook oder Instagram über die Brände informieren und darüber austauschen. Ein Abbruch der Reise ist laut Steger unkompliziert. „Das Überlandbus-System in Spanien ist hervorragend“, sagte sie im Interview. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiterzukommen, sei problemlos möglich. Zudem seien die Spanier hilfsbereit und würden Pilger auch an Orte hinfahren, von denen aus man weiterkommt.
Risiko für Waldbrände wird weiter steigen
Um bei der Brandbekämpfung zu helfen, sind am Dienstagabend 67 Einsatzkräfte mit 23 Fahrzeugen sogar aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eingetroffen. Aus Frankreich, Italien und Finnland lieferten Helfer und Löschflugzeuge, die Niederlande, Tschechien und die Slowakei Löschhubschrauber. Besonders erfreulich: Nach tagelangem Bangen scheint die Hitzewelle mit Temperaturen um 45 Grad Celsius vorbei zu sein, teilweise ist Regen angekündigt. In einzelnen Regionen sind die Brände unter Kontrolle.
Bisher wurden vor allem dünn besiedelte und teilweise nur schwer zugängliche Gebiete in gebirgiger Landschaft und Teile von Naturschutzgebieten in Mitleidenschaft gezogen. Tausende Menschen wurden sicherheitshalber evakuiert. Nach Angaben des europäischen Waldbrand-Informationssystems Effis wurden in diesem Jahr bereits mehr als 380.000 Hektar Land durch Feuer zerstört — eine Fläche, die so groß ist wie die Insel Mallorca. In Portugal stieg die Größe der verbrannten Fläche nach Regierungsangaben auf das 17-Fache des Vorjahreswerts.
Klimaforscher gehen davon aus, dass die Sommer im Mittelmeerraum künftig heißer und trockener werden, wodurch das Risiko für Waldbrände weiter steigen wird. Wie die „tagesschau“ berichtete, will der spanische Regierungschef Pedro Sánchez die Prävention neu anpassen und neu dimensionieren. Einen konkreten Plan will er bereits im September vorlegen. (DT/dsc)
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