Während einer Pressekonferenz im Rahmen der Synode zur Synodalität in Rom wurde Bischof Franz-Josef Overbeck nach seiner Auffassung von „Tradition“ gefragt. Auf Englisch antwortete der Bischof aus Essen, dass es sich dabei in erster Linie um die „apostolische Tradition“ handele. Darüber hinaus gebe es im Christentum beziehungsweise in der katholischen Kirche auch „Traditionen“. Er erklärte: „Es gibt einen Unterschied zwischen der ‚traditio‘ (Tradition) und den ‚traditions‘ (Traditionen). Wir haben bestimmte Traditionen in der Liturgie, aber nicht nur dort. Wir haben auch sehr unterschiedliche Traditionen in der Art und Weise, wie wir beten. Es existieren verschiedene Traditionen in der der Nächstenliebe gegenüber den Menschen, und es gibt auch unterschiedliche Situationen des Priestertums in den verschiedenen Kirchen in Deutschland.“
Auf ihrem X (Twitter)-Account fügt die Journalistin Diane Montagna hinzu: „Ich war mir nicht ganz im Klaren darüber, was Bischof Overbeck mit seiner Antwort meinte. Nach dem Ende der Pressekonferenz suchte ich ihn sofort auf, und fragte ihn zweimal ausdrücklich, ob er meinte, dass wir die apostolische Tradition beiseitelassen müssten. Zweimal antwortete er mit ‚ja‘, dass dies seine Meinung sei.“
Dies dementiert jedoch der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, auf Anfrage der „Tagespost“. Wörtlich erklärt Kopp: „Den Tweet von Frau Montagna habe ich wahrgenommen und kann ihn nicht nachvollziehen, da ich bei Bischof Overbeck stand, als sie ihn ansprach. Frau Montagna hat den Bischof gefragt, wie seine Antwort zur Tradition zu verstehen sei. Seine Antwort war: ‚So wie ich es gesagt habe.‘ Und genau das bezieht sich auf den von Ihnen dargestellten ersten Absatz. Ausdrücklich betone ich, dass Herr Bischof Overbeck Frau Montagna nicht geantwortet hat, die Apostolische Tradition ‚wegzuwischen‘. Was die Journalistin mit dieser Art von ‚Rückversicherung‘ will, entzieht sich meiner Kenntnis.“
Overbeck mahnt zur Versöhnung mit "Zeichen der Zeit"
Darüber hinaus bezeichnete Bischof Overbeck den deutschen Synodalen Weg als einen „Weg der Erneuerung“, als einen Prozess, der seit mehr als vier Jahren im Gang sei und den „die Öffentlichkeit immer sehr aufmerksam verfolgt hat“. Er erklärte, der deutsche Prozess sei „ein Weg der Buße und der Erneuerung“, dessen Ziel es sei zu hinterfragen, „welche Veränderungen dringend notwendig sind, um das kirchliche Leben zu erneuern.“
Später betonte er, dass „wenn Theologie, Lehramt oder Tradition und die Zeichen der Zeit weiterhin miteinander im Widerspruch stehen und unversöhnlich sind, werden sie niemanden überzeugen können, und nicht einmal in der Lage sein, den Katholiken Orientierung zu bieten.“
Der Bischof von Essen versicherte, dass der Synodale Weg immer „Jesus Christus in den Mittelpunkt unseres Glaubens und unserer gemeinsamen Suche stellet, ohne sich mit Bräuchen und Traditionalismen aufzuhalten, die in der Hierarchie der Wahrheit keine Priorität haben.“ DT/jg
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