Der Passauer Bischof Stefan Oster hat zum 20. Todestag von Papst Johannes Paul II. dessen Einfluss auf seine persönliche Glaubensbiografie hervorgehoben. In einer Stellungnahme gegenüber der „Tagespost“ bezeichnete Oster das Pontifikat Johannes Pauls II. als „prägendsten Abschnitt“ seines kirchlichen und spirituellen Werdegangs.
„Papst Johannes Paul II. war im Grunde der prägendste Papst für mich“, erklärte Oster. Das Pontifikat des polnischen Papstes habe ihn „seit einem ersten wirklichen Interesse für das Papsttum im frühen Jugendalter bis zu meinem 40. Lebensjahr“ begleitet. In diesen Zeitraum fielen zentrale Stationen seines Lebens, darunter seine journalistische Tätigkeit, seine persönliche Hinwendung zum tieferen Glauben, sein Studium der Philosophie und Theologie sowie sein Eintritt in den Salesianerorden.
„Das war und blieb eine Art Lebensthema für mich.“
Die Enzyklika „Fides et ratio“, die das Verhältnis von Vernunft und Glaube thematisiert, habe ihn dabei in besonderer Weise begleitet: „Das war und blieb eine Art Lebensthema für mich.“ Darüber hinaus habe Oster an Johannes Paul II. eine „tiefe Treue zur kirchlichen Tradition“ erlebt, verbunden mit der Fähigkeit, „in der Auseinandersetzung mit der Philosophie der Zeit auf neue Weise ins Heute hineinsprechen“ zu können. Diese Verbindung von geistiger Tiefe und gesellschaftlicher Relevanz habe sich insbesondere in den „großen Fragen über das konkrete Menschsein“ gezeigt.
Beeindruckt zeigte sich der Passauer Bischof auch von der Jugendpastoral des Papstes und dessen mystischer Spiritualität. Die Liebe Johannes Pauls II. zur Jugend habe ihn „besonders berührt“. Ebenso tiefen Eindruck hinterließ das Zusammenspiel von geistlicher Tiefe und politischem Handeln: „Unglaublich beeindruckend war im Nachhinein für mich der Zusammenhang zwischen seiner mystischen Gottverbundenheit und seinem politischen Handeln, das letztlich die Welt dramatisch verändert hat.“ Abschließend bekannte Oster: „‚Johannes Paul, der Große‘? – da bin ich dabei!“
Zudem würdigte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in einer Stellungnahme gegenüber der „Tagespost“ das Wirken des Papstes. Johannes Paul II. sei ein Denker gewesen, „der substanzielles zu sagen hatte“, gerade in einem Bereich, in dem der Kirche heute viel Unverständnis entgegenschlage: der Sexualmoral. Viele verstünden nicht mehr, was der Glaube an Gott mit der zwischenmenschlichen Liebe zu tun habe. Die Kirche werde schnell als ausgrenzend oder diskriminierend wahrgenommen, wenn sie zu Fragen wie Geschlecht, Ehe, Homosexualität oder Abtreibung Stellung beziehe.
Demgegenüber habe Johannes Paul II. mit seiner Theologie des Leibes eine Antwort gegeben, die den Menschen nicht kleinmache, sondern seine Berufung offenlege. „Die Kirche denkt groß vom Menschen und hält ihm den Spiegel vor Augen, in dem er seine innerste Berufung erkennen kann, das Bild, das sich Gott von ihm gemacht hat“, so Voderholzer. Der Papst habe die christliche Anthropologie in der Sprache der Moderne formuliert, gespeist aus seinen anthropologischen Arbeiten in Polen.
Mit Blick auf den theologischen und kulturellen Diskurs in Deutschland kritisierte Voderholzer, dass diesem „Schatz so wenig, man könnte fast sagen, keine Beachtung geschenkt“ werde. Für die Zukunft der Kirche sei es jedoch unerlässlich, „die christliche Anthropologie authentisch und gewinnend zu formulieren“. Johannes Paul II. könne der Kirche dabei ein „himmlischer Fürsprecher“ sein.
Auch Weihbischof Florian Wörner aus Augsburg würdigte den am 2. April 2005 verstorbenen Papst. Johannes Paul II. sei „der Papst meiner Jugend und meiner frühen Priesterjahre“ gewesen, erklärte Wörner gegenüber der „Tagespost“. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm die Gebetsvigil beim Weltjugendtag im Heiligen Jahr 2000 in Rom, an der er gemeinsam mit einer Jugendgruppe aus dem Allgäu teilgenommen habe. „Ein unvergessliches Erlebnis“, so der Augsburger Weihbischof.
Zahlreiche Aussagen des Papstes in dieser Vigil seien ihm bis heute präsent: Johannes Paul II. habe damals die Jugendlichen als „die Jünger von heute“ und als „die Bekenner Jesu Christi an der Schwelle des dritten Jahrtausends“ angesprochen. Mit Blick auf ihre Sehnsucht nach Sinn sagte er: „Es ist Jesus, den ihr sucht, wenn ihr vom Glück träumt; Er ist es, der auf euch wartet, wenn euch nichts von dem zufriedenstellt, was ihr vorfindet.“ Den Jugendlichen gab er mit auf den Weg: „Ihr sollt den Frieden verteidigen … und euch mit aller Kraft dafür einsetzen, um diese Erde immer bewohnbarer für alle zu machen … Wenn ihr zu Christus ‘Ja’ sagt, dann sagt ihr ‘Ja’ zu jedem eurer höheren Ideale … Fürchtet euch nicht, euch Ihm anzuvertrauen!“ Auch ein Vierteljahrhundert später habe die Botschaft des polnischen Papstes für die Jugend nichts an Bedeutung verloren, betonte Wörner. DT/jna
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