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„Carlo Acutis war ein Jugendlicher wie jeder andere, und doch ganz anders“

„Für mich ist er ein Wunder“: Weihbischof Florian Wörner über den neuen Patron der Jugend 2000, die Kraft der Eucharistie und den missionarischen Auftrag junger Christen.
Carlo-Acutis-Fan auf dem Jubiläum der Jugend
Foto: IMAGO/Stefano Costantino (www.imago-images.de) | Neuer Patron der Jugend 2000, und auch von vielen jungen Christen geliebt: Carlo Acutis.

Im Rahmen der Pilgerfahrt der Jugend 2000 zum Jubiläum der Jugend nach Rom ist der Augsburger Weihbischof Florian Wörner in Assisi zur Gruppe gestoßen. Dort feierte er eine Messe mit den Jugendlichen und verkündete eine besondere Nachricht: Carlo Acutis wird neuer Patron der Jugendbewegung. Im Interview mit der Tagespost spricht Wörner über seine persönliche Beziehung zu dem „Cyber-Apostel“, die Bedeutung der Eucharistie für junge Menschen und die Rolle internationaler Großtreffen für die Neuevangelisierung.

Herr Weihbischof Wörner, was verbinden Sie persönlich mit dem neuen Patron Carlo Acutis?

Ich bin fasziniert von dieser Persönlichkeit. Carlo Acutis hat schon mit sieben Jahren sehr entschieden und konsequent seinen Glauben gelebt. Mit elf begann er, eine Website über eucharistische Wunder zu erstellen, voller Begeisterung für die Glaubenswahrheit, dass Christus in der Eucharistie wirklich gegenwärtig ist. Er war ein ganz normaler Jugendlicher mit Jeans, Turnhosen und E-Mail-Adresse und gleichzeitig jemand, der einen steilen geistlichen Weg ging. Das beeindruckt mich zutiefst. Für mich ist er ein Wunder und ein Zeichen dafür, dass Gott auch heute im Menschen Großes wirken kann.

Viele Jugendliche suchen nach Orientierung. Wie kann der Glaube – besonders die Eucharistie – ihnen Hoffnung geben?

Am wirkungsvollsten ist es, wenn junge Menschen gemeinsam die Erfahrung machen, dass der Glaube etwas Schönes ist. Wenn sie eintauchen in eine lebendige Glaubensgemeinschaft, Gebet und Anbetung erleben, die Sakramente feiern, besonders Eucharistie und Beichte, und sich zugleich inhaltlich mit dem Glauben beschäftigen. So wächst das Interesse, so entsteht Begeisterung. Und Jugendliche spüren: Der Glaube trägt durch Höhen und Tiefen, gibt Sinn und ein Ziel. Gott ist unser Ziel, das ist die schönste Perspektive für das Leben. Solche Erfahrungen wünsche ich möglichst vielen jungen Menschen. Veranstaltungen wie der Weltjugendtag oder das Jubiläum der Jugend sind großartige Gelegenheiten dafür.

Was zeichnet die Pilgerfahrt der Jugend 2000 im Vergleich zu anderen Jugendveranstaltungen aus?

Ich möchte das nicht gegeneinander ausspielen. Aber die Jugend 2000 hatte von Anfang an das Ziel, junge Menschen für den Glauben der Kirche zu begeistern, besonders für die Sakramente, insbesondere für die Eucharistie. Was sie auszeichnet, ist der missionarische Impuls: das Evangelium in der ganzen Breite zu verkünden. Und das gelingt ihnen seit Jahrzehnten mit großer Strahlkraft. Natürlich gibt es auch andere kirchliche Gruppen und Verbände, die sich z. B. stärker im politischen oder sozialen Bereich engagieren. Ich empfinde es als eine Bereicherung, dass ich als Bischof verschiedenen Gruppen dienen darf.

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Rom wird in diesen Tagen zum Treffpunkt für Hunderttausende junge Christen. Welche Bedeutung hat diese internationale Dimension für die Neuevangelisierung bei uns in Deutschland?

Wir können viel von anderen Ländern lernen. Gerade in ärmeren Regionen wird der Glaube oft viel selbstverständlicher gelebt: die Sakramente, das öffentliche Bekenntnis, das Engagement im Alltag. Bei internationalen Großtreffen wie diesem kommt es zu Begegnung. Es ist ein großes Geschenk, da einzutauchen. Ich bin gern katholisch, auch weil unsere Kirche weltumspannend ist und Menschen aus unterschiedlichsten Nationen einander bereichern.

Was wünschen Sie den Jugendlichen und was nehmen Sie selbst aus dieser Begegnung mit?

Ich wünsche den jungen Leuten, dass sie im Glauben neue Inspiration finden, gestärkt werden und den Mut mitnehmen, ihren Glauben im Alltag zu leben und darüber zu sprechen. Der selige Carlo Acutis ist dafür ein starkes Vorbild: den Glauben in den Alltag zu übersetzen und umgekehrt: den Alltag mit dem Glauben zu verbinden. Ich persönlich erlebe auf solchen Treffen immer wieder diese Freude und Begeisterung. Auch wenn man am Ende solcher Tage etwas müde ist, ich fahre jedes Mal mit Dankbarkeit, Faszination und neuer Kraft zurück nach Hause.

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Jakob Naser Christen Eucharistie Florian Wörner Glaube Heiligsprechungen Jesus Christus Jugend 2000 Weltjugendtag

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