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Benediktinerpater: Angreifer auf Dormitio-Abtei pervertieren den Glauben

Die Jerusalemer Dormitio-Abtei wurde Opfer eines Angriffs jüdischer Extremisten. Pater Nikodemus Schnabel ist erschüttert vom Hass der Angreifer. Das interreligiöse Zusammenleben sei aber grundsätzlich harmonisch.
Pater Nikodemus Schnabel, deutsche Benediktinerpater
Foto: Corinna Kern (dpa) | „Die hassen eigentlich alles, was nicht jüdisch ist. Sie hassen das Christliche, das Muslimische, das Arabische – und eben ihre eigene Staatsgewalt“, so Schnabel über die Angreifer.

Nach dem Angriff jüdischer Extremisten auf die Jerusalemer Dormitio-Abtei hat der dort lebende Pater Nikodemus Schnabel mit Unverständnis reagiert. Es treffe ihn „ins Herz“, wenn man mit solchem Hass konfrontiert werde, erklärte er im Gespräch mit dem Portal „katholisch.de“. Bei den mutmaßlichen Angreifern, die am Samstag einen Sack mit Bauschutt aus dem sogenannten Griechischen Garten am Zionsberg in den Hof Abtei gestürzt hatten, handele es sich um eine kleine Gruppe nationalreligiöser jüdischer Siedler. „Die hassen eigentlich alles, was nicht jüdisch ist. Sie hassen das Christliche, das Muslimische, das Arabische – und eben ihre eigene Staatsgewalt“, so Schnabel.

"Was habt ihr bitte für eine Gottesbeziehung?"

Er frage sich, so der Benediktinerpater, „was mit denen nicht stimmt. Wie kann man das Projekt Glaube, das Projekt Gottessuche, dermaßen pervertieren?“ Schnabel betonte auch, dass das interreligiöse Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen grundsätzlich harmonisch sei. „Wenn ich frühmorgens in Jerusalem unterwegs bin, da treffe ich die gläubigen Juden, die gläubigen Muslime. Wir haben kein Problem miteinander. Wir freuen uns, dass der andere mit uns Gottsucher ist.“ Diese kleine, „verblendete Gruppe der Hooligans der Religion“, wolle er jedoch fragen: „Was habt ihr bitte für eine Gottesbeziehung?“

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Die Tatsache, dass die Dormitio-Abtei immer wieder im Visier von Anschlägen stehe, erklärt Pater Schnabel damit, dass in der Nachbarschaft, unter dem Abendmahlssaal, das Davidsgrab verortet werde. „Wir umschließen das als Dormitio fast wie ein ,U‘“. Jeden Samstagabend kämen dort verschiedene jüdische Gruppierungen zum Feiern zusammen, darunter eben auch radikale nationalreligiöse Siedler. Immer wieder würden Eigentum der Abtei beschädigt, es herrsche oft eine „aufgeheizte aggressive Stimmung“. 

Als Konsequenz aus dem Angriff erwartet der Benediktinerpater, dass die Polizei in nächster Zeit wieder verstärkt Präsenz zeigen werde. Auch die Mönche selbst wollten zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Abschotten werde man sich jedoch nicht. „Wir sind ein Pilgerort, ein Ort des Gebets, und wir wollen auch ein Ort sein, an dem jeder willkommen ist – egal ob Jude, Christ, Muslim oder Atheist.“  DT/mlu

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