Der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold hat sich für mehr Wahlmöglichkeiten der Kirchensteuerzahler ausgesprochen. Während eines Kongresses über Kirchenfinanzierung in München sagte Wollbold, die Kirche werde von vielen Getauften als ferne Institution wahrgenommen.
„Die Vorstellung des Zweiten Vatikanischen Konzils von der Gemeinschaft der Gläubigen müssen wir noch einlösen“. Identifikation geschehe über Personen und Orte. Das Grundproblem der zunehmenden Kirchenaustritte sei die fehlende Identifikation mit der Institution Kirche.
Mehr Wahlfreiheit
Die meisten Menschen, die die Kirche verließen, hätten ein sehr säkularisiertes Bild der Kirche. Je weiter entfernt ein Getaufter von der Kirche sei, desto mehr Wert lege er auf die konventionelle Reformagenda, je tiefer jemand im Glauben verwurzelt sei, umso weniger Interesse zeige er an den Reizthemen Frauenweihe und Zölibat. Daraus zog der Pastoraltheologe den Schluss: „Menschen die aus der Kirche austreten, sind nicht die Propheten unserer Zeit“.
Als „genialen Vorschlag“ bezeichnete Wollbold das Reformmodell des 2020 verstorbenen Kirchenrechtlers Stephan Haering. Dieser hatte vorgeschlagen, dem Steuerzahler mehr Wahlfreiheit in puncto kirchliche Unterstützung zu gewähren und alternativ zur klassischen Kirchensteuer, den Betrag einer juristischen Person des öffentlichen Rechts – beispielsweise einem Kloster, einem katholischen Krankenhaus oder einer kirchlichen Hochschule – zukommen zu lassen. Diese Reform würde sich ohne ein neues Konkordat ins bestehende Rechtssystem einfügen und könnte eine gesunde Konkurrenz schaffen sowie weitere Kirchenaustritte verhindern. DT/reg
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen Bericht über eine Tagung zur Kirchenfinanzierung.