„Mehr helfen als herrschen.“ So lautet die Devise der Äbtissin der Zisterzienserinnen von Seligenthal, Schwester Maria Christiane Hansen, die sich in einem heute veröffentlichten Interview auf dem Internetportal „katholisch.de“ zu leitenden Positionen und zur Machtfrage in der Kirche geäußert hat. Ein Vorgesetzter könne nicht alles schaffen, sondern sich „nur demütig darum bemühen“, mit Gottes Hilfe alles so gut wie möglich zu machen, und zwar in Einklang mit der Ordensregel und einem Fokus auf Christus.
Die Regel des heiligen Benedikt, verlange, „dass der Abt nur etwas lehren oder bestimmen darf, was der Weisung des Herrn entspricht“. Eines Tages müsse der Abt „für jeden ihm anvertrauten Bruder und für sich selbst Rechenschaft ablegen“ und nachweisen, dass er mit seiner Aufgabe verantwortungsbewusst umgegangen sei, erklärt die gebürtige Dänin, die 40 Ordensfrauen vorsteht, und zitiert einen Bibelvers: „Er denke daran, dass man das geknickte Rohr nicht zerbrechen darf."
Klosterleben – ein Alternativangebot zum Mainstream
Mit Blick auf das allgemein negative Bild der Menschen vom klösterlichen Leben habe man „fast den Eindruck, dass man nicht zugleich katholisch und frohen Sinnes sein kann“, stellt die Äbtissin fest und hofft, dass die Klöster als „Alternativangebot zum Mainstream“ mit ihrer alten monastischen Tradition zeigen könne, „dass das Christenleben an sich ein Leben voller Hoffnung und Dankbarkeit ist“.
Zudem unterscheide sich das Klosterleben im Wesentlichen nicht um Leben in Familie und Gesellschaft. „Es sind nicht körperliche Entbehrungen, die das klösterliche Leben schwierig machen und waren es vielleicht auch nie“, sondern es sei das zwischenmenschliche Miteinander, „das sowohl Herausforderung als auch Bereicherung ist“.
Nicht Regeln, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt
Der alte Mönchsvater Benedikt habe seine Mitbrüder schon damals ermahnt, „die körperlichen und seelischen Schwächen der anderen geduldigst zu ertragen“. Besonders für die schwierigen „Mitbrüder und Mitschwestern“ solle man danken, „weil eben diese uns dabei helfen zu erkennen, wo unsere Schwächen sind und woran wir arbeiten sollen“. So stünden nicht irgendwelche Klosterregeln im Mittelpunkt, sondern „Menschen mit ihrer je eigenen Geschichte und spirituellen Entwicklung“.
Insofern sei auch heute besonders wichtig, dass es Klöster gebe, „in dem man ein anderes Leben führen“ und „für Gott leer“ sein könne, wie die alten Mönchsväter es formuliert hätten. Die Äbtissin wörtlich: „Es muss etwas geben, was über das bürgerliche Leben hinausragt.“ Papst Franziskus habe es treffend ausgedrückt: „Wo Ordensleute sind, da ist Freude.“ DT/dsc
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