In Hannover hat die Polizei am Sonntag eine religiöse Versammlung bei der Polnischen Missionskirche „Maria Frieden“ aufgelöst. Während örtliche Medien von einem „Gottesdienst mit 50 Teilnehmern“ (Hannoversche Allgemeine) berichteten, bestätigte die Polizeidirektion Hannover nur eine Ansammlung von etwa 30 bis 40 Personen, die „beim Eintreffen der Beamten in Begriff waren, die Örtlichkeit zu verlassen“. Diese seien von den Einsatzkräften, die gegen 15.10 Uhr auf einer Streifenfahrt an der Kirche vorbeigekommen waren, „zunächst zur Klärung des Sachverhaltes angesprochen“ worden.
Der Pfarrer der Polnischen Katholischen Mission Hannover, Tadeusz Kluba, erklärte gegenüber der „Tagespost“, dass er aufgrund der Lage seine Kirche zwischen 15 und 17 Uhr zum privaten Gebet geöffnet habe. Bis zu 50 Personen seien an diesem Sonntagnachmittag in die 700 Quadratmeter große Kirche gekommen, „um mit ihren Intentionen privat zu beten“. „Spontan wurde der Barmherzigkeits-Rosenkranz gebetet“, berichtet der Pfarrer. Nachbarn hätten die Polizei gerufen, die die „Versammlung“ auflösten. Während die Polizisten zunächst sachlich gewesen seien, sei die Presse offensichtlich falsch informiert worden, „da behauptet wurde, die Gläubigen seien anlässlich einer Heiligen Messe bzw. eines Gottesdienstes zusammengekommen“.
[Korrektur]: Priester hat staatliche Vorschriften eingehalten
Gegen den Priester wurde jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Das „Öffnen der Kirche“ sei ein „Verstoß gegen die niedersächsische Verordnung zur Beschränkung sozialer Kontakte anlässlich der Corona Pandemie“ gewesen, wie die Polizeidirektion Hannover auf Anfrage mitteilte. „Die Strafverfahren (nach Infektionsschutzgesetz) wurden gegen Unbekannt (Teilnehmer der Versammlung) eingeleitet“. Da diese sich bereits im Aufbruch befanden, seien die Identitäten nicht festgestellt worden.
Pfarrer Kluba betont (Korrektur der ursprünglichen Meldung, Anm. d. R.), dass er die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus voll und ganz unterstützt. Für viele Menschen aus seiner Gemeinde sei es jedoch unverständlich, dass Supermärkte von vielen Menschen besucht werden können und vollbesetzte Straßenbahnen die Menschen zur Arbeit bringen, aber große Kirchen für das private Gebet geschlossen werden, so der Priester. „Für Menschen, die eng mit Gott verbunden sind, entsteht nun eine schwierige psychologische Lage. Gerade sie suchen jetzt Unterstützung."
DT/ska/ama
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