„Es werden Tage der Anbetung und des Gebets im Herzen Europas sein“, versprach Papst Franziskus beim Angelusgebet vom 5. September auf dem Petersplatz mit Blick auf seine Slowakei-Reise. Heute nun, am vorletzten Tag seines insgesamt viertägigen Aufenthaltes, gilt es, zu beginnen, dieses Versprechen einzulösen.
Denn heute verlässt der Heilige Vater erstmals die slowakische Hauptstadt Bratislava, um ins rund viereinhalb Stunden entfernte Presov zu reisen. Auf dem Programm steht eine Göttliche Liturgie, die Franziskus gemeinsam mit - so hoffen die Veranstalter - möglichst vielen Gläubigen auf dem "Mestská športová hala"-Platz feiern wird.
100.000 Gläubige wollen Papst Franziskus sehen
Und die Chancen stehen nicht schlecht: Denn wie die Veranstalter des Papst-Besuches miteilten, haben sich nunmehr insgesamt 100.000 Gläubige für die Gottesdienste und öffentlichen Auftritte von Papst Franziskus während seines bis Mittwoch dauernden Besuchs angemeldet. Rund die Hälfte der Anmeldungen entfällt hierbei auf die Göttliche Liturgie in Presov sowie die ebenfalls heute stattfindenden Begegnungen mit der Roma-Minderheit und im Anschluss mit Jugendlichen in Kosice. Die andere Hälfte ging für die Papstmesse im slowakischen Nationalheiligtum in Sastin am Mittwoch ein.
Für die Veranstalter sind diese Zahlen gute Nachrichten. Denn obwohl man ursprünglich alleine für die Papstmesse in Sastin mit rund 350.000 und für das Jugendtreffen im Stadion von Kosice mit 35.000 Teilnehmern gerechnet hatte, bedeutet angesichts des Corona-Hickhacks zwischen Regierung und Veranstaltern sowie einer Katholikenanzahl in der Slowakei von annähernd 70 Prozent wenigstens einen Wert von rund 100.000 Teilnehmern erreicht zu haben eine akzeptable Größe.
Allmählich kommt der Gast aus Rom auch innerlich in der Slowakei an
Möglicherweise motiviert die gestiegene Teilnehmeranzahl auch den Pontifex selbst bezüglich des sich ab heute abzeichnenden Endspurts seiner Reise. Denn wer in den vergangenen Tagen einen genaueren Blick auf Papst Franziskus warf, den beschlich zunehmend das Gefühl, dass er ein wenig mit seinem Gastgeberland fremdelte.
Gewiss: Diejenigen Gläubigen sowie "Menschen guten Willens", die zwar nicht zahlreich, aber dafür umso herzlicher den Papst bei seinen Terminen in Bratislava begleiteten, entlockten dem Heiligen Vater schon das ein oder andere Lächeln, selbst wenn er oftmals nicht die Kraft fand, offensiv und von sich aus auf seine Anhänger zuzugehen beziehungsweise die Nähe zu ihnen zu suchen. Doch spätestens bei der gestrigen Begegnung mit dem slowakischen Klerus in der St.-Martins-Kathedrale - und nach der Absolvierung der sogenannten "Höflichkeitsbesuche" mit den slowakischen Spitzenpolitikern - taute der immerhin bereits 84-jährige Pontifex sichtlich auf, wich oftmals vom vorgegebenen Redemanuskript ab und scherzte mit den Anwesenden. Auch die emotionale Begegnung mit der jüdischen Gemeinde bedeutete ihm sichtlich viel.
So dürften sich die Gläubigen, die Papst Franziskus sowohl heute als auch morgen begegnen werden, auch über seine angeblichen Worte gegenüber Präsidentin Zuzana Caputová freuen, die ihn gefragt hatte, ob er nach einem vollen Terminkalender nicht erschöpft sei: "Ich fühle mich jung, diese Reise gibt mir Energie." DT/sta
Lesen Sie ausführliche Hintergrundberichte zum Papst-Besuch in der Slowakei in der kommenden Ausgabe der Tagespost.