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Keine Kirche „mit beschränkter Haftung“

Im Interview mit der „Tagespost“ wünscht sich Kurienkardinal Kurt Koch eine Weltsynode, bei der sich die Kirche aus der Mitte des Glaubens heraus erneuert.
Kardinal Kurt Koch in der Basilika Sankt Bartholomäus in Rom
Foto: Paolo Galosi (Romano Siciliani) | Kardinal Kurt Koch während des ökumenischen Gedenkgottesdienstes anlässlich des Völkermords an den Armeniern am 25. April 2021 in der Basilika Sankt Bartholomäus in Rom.

Zum Start der zweijährigen Weltsynode zum Thema „Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ in den Diözesen hat Kardinal Kurt Koch im Interview mit der „Tagespost“ darauf hingewiesen, dass für Papst Franziskus Synodalität sehr eng mit der Teilnahme aller Getauften an der Sendung zur Evangelisierung in der heutigen Welt verbunden ist, wie er auch in seinem Brief an das Volk Gottes in Deutschland stark betont habe.

Kirche und Synode sind Synonyme

Für den Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrats stellt darüber hinaus die Synodalität in der katholischen Kirche keine Neuheit dar, sondern hat ihr Leben seit ihrem Beginn geprägt. „Im christlichen Sinn bezeichnet das Wort den gemeinsamen Weg der Menschen, die an Jesus Christus glauben.“ Deswegen seien die christliche Religion ursprünglich als „Weg“ und die Christen, die Christus nachfolgen, als „Anhänger des Weges“ bezeichnet worden. Schon der heilige Chrysostomos habe erklärt, so Koch weiter, „Kirche“ sei ein Name, „der für einen gemeinsamen Weg steht“, und Kirche und Synode seien folglich Synonyme. 

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 Bei der Frage, wie sich Synodalität konkret vollziehe, verwies der Kardinal auf Cyprian von Karthago, einen bedeutenden afrikanischen Bischöfe in der frühen Kirche. Dieser habe die Wegweisung gegeben: „Nichts ohne den Bischöfe, nichts ohne den Rat des Presbyteriums und nichts ohne den Konsens des Volkes Gottes“. Damit sei zugleich deutlich, so Koch, dass das synodale und das hierarchische Prinzip in der Kirche keine Gegensätze darstellen, sondern sich wechselseitig fordern und fördern.

Erneuerung der Kirche aus der Mitte des Glaubens

Darüber hinaus hält Koch in dem „Tagespost“-Interview fest, dass die erste Priorität des synodalen Prozesses darin bestehen müsse, einer Erneuerung der Kirche aus der Mitte des Glaubens heraus verpflichtet zu sein und deshalb ein geistlicher Vollzug sein muss. „Diese geistliche Dimension kommt vor allem darin zu sichtbarem Ausdruck, dass seit früher Zeit synodale Versammlungen in der Kirche mit der Feier der Eucharistie und der Inthronisation des Evangeliums eröffnet werden. Mit diesem spirituellen Vorzeichen ist deutlich, dass das tiefste Wesen einer synodalen Kirche die eucharistische Versammlung ist.“

Ganz persönlich wünscht sich der Kurienkardinal, dass es bei dem synodalen Prozess der weltkirche nicht um eine „andere“ Kirche geht, da man die Kirche unmöglich neu erfinden könne und dürfe. Der Papst hoffe allerdings, dass sich die Kirche durch den synodalen Prozess „anders“ präsentieren wird. Für den Kardinal besteht dieses „anders sein“ darin, dass die Weltsynode dazu führen möge, „dass alle Glieder der Kirche wieder neu entdecken, dass sie in der Taufe von Gott selbst dazu berufen worden sind, Glieder der Kirche zu sein, und dass alle aufgrund der Taufe ihre Sendung zur Weitergabe des Glaubens wahrnehmen und deshalb authentisch Kirche und nicht eine ,KmbH’, eine Kirche mit beschränkter Haftung sind. Da man aber nur weitergeben kann, was man selbst empfangen hat und für kostbar hält, hoffe ich, dass alle am synodalen Prozess Teilnehmenden die Schönheit des Glaubens wiederentdecken und neue Freude am Glauben und Freude daran, zur weltweiten Kirche Jesu Christi gehören zu dürfen, gewinnen.“  DT/gho

 

Lesen Sie das ausführliche Interview mit Kurienkardinal Kurt Koch zum Auftakt der Weltsynode in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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