Der Unmut der US-Bischöfe über die Entscheidung des Vatikan, die Abstimmung über ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum sexuellen Missbrauch zu untersagen, dürfte sehr unterschiedlich ausgefallen sein. Diese Ansicht vertritt der USA-Experte Klaus Prömpers im Gespräch mit dem Kölner Domradio. Unter den Bischöfen gebe es durchaus einige, die fürchten müssten, unter einem strengeren Regime selbst ihr Amt zu verlieren. „Diese sind sicherlich mit einem Aufatmen nach Hause gefahren“, so der ehemalige ZDF-Korrespondent in New York.
Der Druck aus der Bevölkerung ist erheblich
Viele andere seien jedoch wirklich erbost gewesen. „Ihnen wurden die Hände gebunden. Es passiert nicht wirklich etwas und der Druck aus der Bevölkerung ist erheblich. Den spüren sie auch.“ Bei ihrer Herbstvollversammlung in Baltimore wollte die US-Bischofskonferenz ursprünglich einen Verhaltenskodex für Priester verabschieden sowie ein Komitee von Laien zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ins Leben rufen.
Dass der Druck auf die US-Bischöfe weiterhin äußerst groß sei, äußere sich laut Prompers darin, dass vor den Toren der Bischofskonferenz in Baltimore Menschen zwei Tage lang mit dem Slogan „Das Schweigen brechen“ demonstriert hätten. Zahlreiche Bischöfe, unter ihnen auch der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, stünden im Verdacht, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Würden ähnliche Maßstäbe wie in Chile angelegt, müssten viele zurücktreten, so Prompers.
Breite Ablehnungsfont, die nicht volle Transparenz will
Der USA-Experte kritisiert darüber hinaus, dass die US-Bischöfe es mehrheitlich abgelehnt haben, dass der ehemalige Washingtoner Erzbischof, Theodore McCarrick, seine Akten offenlegen muss. McCarrick steht im Zentrum der Missbrauchskrise der katholischen US-Kirche: Ihm wird vorgeworfen, über Jahrzehnte hinweg Seminaristen missbraucht zu haben. „Das heißt im Grunde: Es gibt in der Bischofskonferenz schon eine breite Ablehnungsfont, die nicht die volle Transparenz will.“ Diese sei jedoch angesichts der aktuellen Situation erforderlich.
Und auch am Vorgehen von Papst Franziskus übt Prompers verhalten Kritik. Zwar sei die Intention des Vatikan, das Vorgehen zur Aufarbeitung der Missbrauchskrise kircheneinheitlich zu lösen sinnvoll. Andererseits höre man sonst sehr häufig von Franziskus, die regionalen Bischofskonferenzen sollten in eigener Autonomie entscheiden. Er könne sich auch vorstellen, dass in Rom „wieder eine Intrige hinter diesem Stopp für die amerikanischen Bischöfe gesteckt hat“.
DT/mlu
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