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Einem Konzil geht ein theologischer Streit voraus

Die Geschichte der Konzile ist noch nicht zu Ende geschrieben. Sie begann mit dem Apostelkonzil von Jerusalem und markiert wichtige Stationen in der Entwicklung der Kirche.
Vatikanum II (1962–1965)
Foto: Gerhard Rauchwetter (dpa) | Die beiden jüngsten Konzile – im Bild das Vatikanum II (1962–1965) – versuchten schließlich, die Rolle der Kirche im Lichte der Moderne zu interpretieren.

Bereits im Jahre 49 kommt es zum ersten Konzil der Weltgeschichte, zum Apostelkonzil von Jerusalem. Manche sagen, man solle den Begriff „Konzil“ für diese Versammlung nicht verwenden, da ihr die formalen Voraussetzungen fehlen, die später konstitutiv für ein Konzil werden sollten. Das mag wohl sein, doch die wesentlichen Elemente eines Konzils waren durchaus vorhanden.

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Ein Konflikt vorweg

Einem Konzil geht für gewöhnlich ein theologischer Konflikt zweier oder mehrerer Parteien voraus. Sodann kommen die obersten kirchlichen Autoritäten zusammen, um diesen Konflikt zu lösen. Genauso verhält es sich auch bei jenem ersten Konzil, wie die Apostelgeschichte berichtet:

„Es kamen einige Leute von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Mose beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden. Da nun nicht geringer Zwist und Streit zwischen ihnen und Paulus und Barnabas entstand, beschloss man, Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und den Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen... Bei ihrer Ankunft in Jerusalem wurden sie von der Gemeinde und von den Aposteln und den Ältesten empfangen. Sie erzählten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan hatte. Da erhoben sich einige aus der Partei der Pharisäer, die gläubig geworden waren, und sagten: Man muss sie beschneiden und von ihnen fordern, am Gesetz des Mose festzuhalten. Die Apostel und die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu prüfen.“

Immer wieder Streitfragen

Im Laufe der Kirchengeschichte kam es immer wieder zu solchen Streitfragen und dementsprechend auch zu kirchlichen Konzilen. Einige dieser Fragen blieben auf örtliche Gemeinden begrenzt, andere hingegen betrafen die gesamte Weltkirche. In letzterem Fall musste ein ökumenisches Konzil einberufen werden, also ein Konzil, zu dem alle Bischöfe des Erdkreises (oikoumene) eingeladen werden und dessen Beschlüsse für die gesamte Weltkirche Gültigkeit haben.

Das erste dieser ökumenischen Konzile, von denen die katholische Kirche insgesamt 21 kennt, wurde im Jahre 325 in Nicäa einberufen, um – unter anderem – die Frage nach dem Wesen Jesu Christi und nach dem Verhältnis des Sohnes zum Vater zu klären. Die folgenden ökumenischen Konzile der Antike (Konstantinopel, Ephesus, Chalcedon), die ebenso wie Nicäa auch von den orthodoxen und reformatorischen Kirchen anerkannt werden, klärten weitere grundlegende Fragen kirchlicher Dogmatik.

Konzile im Mittelalter

Die Konzile des Mittelalters beschäftigen sich hingegen eher mit Fragen der kirchlichen Struktur und des Kirchenrechts. In der Neuzeit waren es dann vor allem äußere Einflüsse, welche die Kirche zur konziliaren Beratung nötigten. So musste das Konzil von Trient (1545–1563) eine Antwort auf die gewaltigen Herausforderungen der Reformation finden.

Die beiden jüngsten Konzile – Vatikanum I (1869–1870) und Vatikanum II (1962–1965) – versuchten schließlich, die Rolle der Kirche im Lichte der Moderne zu interpretieren, wobei beide jeweils einen völlig anderen Ansatz verfolgten. Während das Erste Vatikanische Konzil versuchte, die Kirche von diesen modernen Entwicklungen weitgehend abzuschirmen und etwa durch das Unfehlbarkeitsdogma die Macht des Papsttums zu stärken, strebte das zweite Vatikanische Konzil im Geiste des Aggiornamento eine Öffnung der Kirche gegenüber weltlichen Entwicklungen an. Natürlich zogen beide Konzile scharfe Kritik der jeweiligen Gegenseite auf sich, die mitunter bis heute anhält. Eines dürfte daher klar sein: Die Geschichte der Konzile ist noch nicht zu Ende geschrieben.

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