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Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen?

Die Reaktion auf Gadeckis Brief an Bätzing ist bislang Schweigen. Dass ihm der Inhalt nicht gefallen dürfte, liegt auf der Hand. Doch das Schreiben bietet eine echte Chance.
Brief von Erzbischof Gadecki an Bätzing
Foto: Sebastian Gollnow (dpa) | Weder vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, noch aus dem Synodalpräsidium oder seitens eines anderen Bischofs ist bislang ein Wort über den polnischen Brandbrief zu hören oder zu lesen.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Synodalen Weges hat sich eine europäische Bischofskonferenz mit deutlichen Worten tief besorgt dieses deutsche Projekt geäußert. In einem offenen Brief hat Bischof Gadecki als Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz am Dienstag Bischof Bätzing davor gewarnt, „dem Druck der Welt oder den Modellen der vorherrschenden Kultur nach(zu)geben, da dies zu moralischer und geistiger Korruption führen kann. Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“.

DBK: Suchen persönlichen Kontakt zum Absender

Die Reaktion aus Deutschland: Schweigen. Weder vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, noch aus dem Synodalpräsidium oder seitens eines anderen Bischofs ist ein Wort über den polnischen Brandbrief zu hören oder zu lesen. Aus der Presseabteilung des Deutschen Bischofskonferenz heißt es lakonisch, auf Offene Briefe werde nicht öffentlich reagiert, stattdessen suche man den persönlichen Kontakt zum Absender des Briefes, auch wenn dieser den Weg über die Medien gewählt habe.

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Dass der Inhalt des Schreibens dem DBK-Vorsitzenden nicht gefallen dürfte, liegt auf der Hand. Der Vorgang ist aber bislang einzigartig und böte an sich eine hervorragende Gelegenheit, endlich das unter Beweis zu stellen, was synodale Kreise seit Langem betonen: Der Synodale Weg verstehe sich nicht als deutschen Sonderweg und man wolle Teil des weltweiten synodalen Prozesses sein. Gerne wird auch die Autorität der Bischofskonferenzen gegenüber dem Papsttum herausgestrichen. Meint man es mit dem in Dauerschleife bemühten Hören auf den Heiligen Geist ernst, dann ist auch die polnische Wahrnehmung des Synodalen Weges ein Zeichen, das nicht übersehen werden darf. Und wenn das Volk Gottes tatsächlich in die synodalen Prozesse eingebunden werden soll, dann hat es wohl eine öffentliche Reaktion seitens der deutschen Bischofskonferenz verdient. 

Stattdessen wird die polnischen Mahner das gleiche Schicksal ereilen, das auch den Apostolischen Nuntius Nikola Eterović traf, der es bei der letzten Synodalversammlung gewagt hatte, das deutsche Unterfangen zu kritisieren: Man wird totgeschwiegen. Eine Strategie zeichnet sich ab: Je weniger man auf sie reagiert, desto weniger Aufmerksamkeit ziehen kritische Stimmen auf sich. Frei nach dem Motto: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

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Franziska Harter Deutsche Bischofskonferenz Georg Bätzing Päpstlicher Botschafter

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