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Auch Edith Stein verliebte sich mehrfach

Hoffnung auf Philosophenehe. Am Ende bedeutet verliebt zu sein nicht, dass die Berufung in Gefahr gerät. Es hat immer einen Sinn.
Edith Stein ist als Philosophin, Karmelitin und Märtyrerin bekannt
Foto: Adobe Stock

Die heilige Edith Stein (1891-1942) ist als Philosophin, Karmelitin und Märtyrerin bekannt. Eine Wissenschaftlerin, die erfolglos darum kämpfte, sich zu habilitieren. Ihre Berufung fand sie als Karmelitin. Keine Frau der Emotionen, so schien es. Für Natalia Bienkowski, Autorin dieser Zeitung, ist die Heilige auch interessant, weil sie zweimal unglücklich verliebt war.

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Philosophenehe

Zunächst in Roman Ingarden, Edith Steins Kommilitone und ebenfalls Promovend bei Edmund Husserl. Sie hegte Hoffnungen auf eine Philosophen-Ehe mit ihm und hielt intensiven Briefkontakt. Sie spricht ihn Ende 1917 mit „Mein Liebling!“ an und schreibt im Winter 1918/19 fast täglich an ihn. Antworten seinerseits bleiben irgendwann aus und sie wird im September 1919 von einer Nachricht überrascht, in der Ingarden ihr eröffnet, er habe geheiratet.

Die zweite Verliebtheit Edith Steins betraf Hans Lipps. Hedwig Conrad-Martius, die wie Edith Stein der von Lipps geründeten „Philosophischen Gesellschaft Göttingen“ angehörte berichtet: „Sie liebte Hans Lipps [...]. Ich bin mir auch gewiß, daß sie ihn geheiratet hätte, wenn er es gewollt hätte. Er wollte aber nicht.“. Erst nach einem Gespräch zwischen Hedwig Conrad-Martius und ihr verschwand das Bild von Hans Lipps von ihrem Schreibtisch. „Ich glaube [...] bestimmt, dass diese tiefe Lebensenttäuschung nicht wenig zu ihrer Konversion und Taufe, ja zu der Wahl des Klosterlebens beigetragen hat. [...] die göttliche Gnade benutzt doch solche Dinge, um Menschen, die berufen sind, zu sich zu ziehen“.

Verlieben passiert

Natalia Bienkowski zieht daraus den Schluss, dass Verliebtheit nicht immer eine Bedeutung in dem Sinne hat, dass man „für einander bestimmt“ ist. Es passiere ledigen Laien, Ordensleuten, Priestern und Eheleuten, dass sie sich in jemanden verlieben. Verliebtheit ist kein Grund, an der Berufung oder aktuellen Beziehung zu zweifeln. Eine Verliebtheit könne, so ihr Resümee, geistliches „Wachstumspotenzial“ und einen Weg zur Heiligkeit aufzeigen – ganz gleich, ob daraus eine Beziehung erwächst oder nicht. DT/reg

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen Bericht über den etwas ungewöhnlichen Aspekt der Verliebtheit im Leben von Edith Stein.

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