In Baltimore haben Ärzte einem 57-jährigen Patienten erstmals erfolgreich das Herz eines genetisch veränderten Schweins transplantiert. Wie das Medicial Center der University of Maryland (UMMC) am Montag mitteilte, dauerte die Transplantation, die bereits am Freitag stattfand, acht Stunden lang. Laut dem UMMC litt der Patient an einer Herzkrankheit im Endstadium. Aufgrund seines Gesundheitszustandes sei er für eine Transplantation mit einem menschlichen Spenderherz nicht in Frage gekommen. Der Patient habe vor der Wahl gestanden entweder zu sterben oder diese Operation durchführen zu lassen.
„Es funktioniert und es sieht normal aus“
Wie die Ärzte um Bartley Griffith, Direktor des Herztransplantationsprogramms des UMMC, erklärten, gehe es dem Patienten bisher gut. Das transplantierte Organ arbeite und erzeuge den Puls. „Es funktioniert und es sieht normal aus. Wir sind begeistert, wissen aber nicht, was morgen sein wird. Das hat es noch nie gegeben“, zitiert die „New York Times“ Griffith und sein Team.
Die US-amerikanische Aufsichtsbehörde, die Food and Drug Adminstration (FDA), hatte dem Team um Griffith am Silvesterabend eine Notfallgenehmigung zur Durchführung der Operation erteilt. Solche Genehmigungen sind prinzipiell nicht unüblich. Sie werden häufig dann erteilt, wenn Patienten lebensbedrohlich erkrankt sind, und die Gabe eines experimentellen Medizinprodukts die einzige verbleibende Chance für das Überleben des Patienten darstellt.
Umfassende Aufklärung des Patienten
Wie das UMMC mitteilt, sei der Patient umfassend über sämtliche Risiken des experimentellen Eingriffs aufgeklärt worden. Sechs Wochen zuvor sei er mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert und an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen worden.
Der Patient werde weiterhin auf Anzeichen für eine Organabstoßung überwacht. Die ersten 48 Stunden, die normalerweise als besonders kritisch gelten, seien jedoch ohne Zwischenfälle verlaufen. Auch die Möglichkeit des Auftretens von Infektionen, darunter solche, die von übertragbaren Schweineviren ausgelöst werden können, würden fortlaufend kontrolliert.
Zehn genetische Veränderungen
Wie die „New York Times“ schreibt, stamme das transplantierte Herz von einem genetisch veränderten Schwein, das von der Firma „Revivicor“, einem Unternehmen für regenerative Medizin mit Firmensitz in Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia, bereitgestellt wurde. Gegenüber normalen Schweinen habe das Spenderschwein zehn genetische Veränderungen besessen. Vier davon beträfen die Deaktivierung von Genen, unter anderem von solchen, die normalerweise zur Abstoßung des Organs führten. Die sechs anderen genetischen Veränderungen beträfen menschliche Gene, die in das Schweinegenom eingefügt worden seien. Mit ihnen werde das Ziel verfolgt, die Organe der Tiere für das menschliche Immunsystem „verträglicher“ zu machen.
Ärzte übten Operation in Tierversuchen
Während Herzklappen von Schweinen bereits routinemäßig Menschen transplantiert werden und einige Diabetes-Patienten auch schon Schweine-Bauspeicheldrüsenzellen transplantiert bekommen hätten, wurde ein Experiment wie dieses noch nie zuvor durchgeführt. Das Team um Griffith hätte solche Operationen allerdings zuvor trainiert und Schweinherzen in mehreren Tierversuchen Pavianen erfolgreich transplantiert.
Die Idee, Menschen Tierherzen zu transplantieren, ist nicht neu. 1984 hatten Ärzte in Kalifornien einem neugeborenen Mädchen, das an einer schweren Fehlbildung der linken Herzkammer litt, das Herz eines Pavians transplantiert. Anfangs sah auch hier alles nach einem Erfolg aus. Doch nach 20 Tagen begann der Organismus der kleinen Fae Stephanie das walnussgroße Herz abzustoßen. Das Mädchen starb nach drei Wochen.