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US-Ärzte transplantierten zum zweiten Mal ein Schweineherz

Heilversuch mit genetisch verändertem Transplantat bislang erfolgreich.
Schweineherz-Transplantation
Foto: via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Die erste Transplantation eines Herzens eines genetischen veränderten Schweins wurde im Januar 2022 durchgeführt. Der Empfänger, der 57-jährige David Bennett, war zwei Monate darauf verstorben.

Chirurgen des Medical Center der University of Maryland (UMMC) in Baltimore haben erneut einem Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz das Herz eines genetisch modifizierten Schweins transplantiert. Die erfolgreiche Operation fand bereits am 20. September statt. Wie das UMMC in einer Pressemitteilung schreibt, erhole sich der 58-jährige Patient gut und kommuniziere mit seinen Angehörigen. Es ist weltweit erst das zweite Mal, dass Ärzte einen derartigen Eingriff bei einem lebenden Patienten durchgeführt haben.

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Die erste Transplantation eines Herzens eines genetischen veränderten Schweins wurde im Januar 2022 durchgeführt. Der Empfänger, der 57-jährige David Bennett, war zwei Monate darauf verstorben. Verantwortlich für seinen Tod sollen dem Vernehmen nach Schweineviren gewesen sein, die Bennett zusammen mit dem Transplantat übertragen worden sein sollen und gegen die sich sein Immunsystem nicht mehr erfolgreich zur Wehr setzen habe können. Das Organ stammte von einem Schwein, das von der Firma Revivicor aus Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia, genetisch modifiziert worden war. Revivicor ist ein Tochterunternehmen des US-Konzerns United Therapeutics Corporation, der von der bekennenden Transhumanistin Martine Rothblatt gegründet und geleitet wird.

Zehn genetische Veränderungen

Auch das Transplantat, das die Ärzte um Bartley Griffith, Direktor des Herztransplantationsprogramms des UMMC, vergangene Woche dem 58-jährigen Navy-Veteran Laurence Faucette transplantierten, stammt aus der Schweinezucht der Firma Revivicor. Wie es in der Mitteilung des UMMC heißt, sei das Spenderschwein vor der Explantation auf mehrere Schweineviren, -bakterien und -parasiten untersucht worden. Dabei seien keine „unerwarteten Krankheitserreger“ festgestellt worden.

Gegenüber normalen Schweinen sollen die Spenderschweine der Firma Revivicor zehn genetische Veränderungen aufweisen. Drei davon beträfen die Deaktivierung von Genen, die normalerweise zur Abstoßung des Organs führten. Ein weiteres Gen sei ausgeschaltet worden, um ein übermäßiges Wachstum des Schweineherzens zu verhindern. Die restlichen sechs Veränderungen beträfen menschliche Gene, die in das Schweinegenom eingefügt worden seien. Mit ihnen werde das Ziel verfolgt, die Organe der Spendertiere für das menschliche Immunsystem „verträglicher“ zu machen.

US-Aufsichtsbehörde erteilte Notfallgenehmigung

Vor dem Eingriff hatte die US-amerikanische Aufsichtsbehörde, die Food and Drug Administration (FDA), dem Team um Griffith eine Notfallgenehmigung zur Durchführung der Xenotransplantation erteilt. Solche Genehmigungen kann die FDA dann erteilen, wenn Patienten lebensbedrohlich erkrankt sind und die behandelnden Ärzte nachweisen können, dass die Gabe eines experimentellen Medizinprodukts die einzige verbleibende Chance für das Überleben des Patienten darstellt. Im Fall von Faucette sollen„führende Transplantationskliniken“ den Patienten zuvor für eine herkömmliche Transplantation mit einem menschlichen Herzen für ungeeignet befunden haben, da er bereits an einer peripheren Gefäßerkrankung und inneren Blutungen litt.

„Wir bieten erneut einem sterbenden Patienten die Chance auf ein längeres Leben und wir sind Herrn Faucette unglaublich dankbar für seine Tapferkeit und seine Bereitschaft, unser Wissen auf diesem Gebiet zu erweitern“, zitiert die UMMC Griffith, der beide Transplantationen durchführte. Man hoffe, dass er Faucette bald nach Hause zurückkehren könne, um mehr Zeit mit seiner Frau und seiner Familie verbringen zu können.  DT/reh

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