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Wie zum Christentum konvertierte Muslime in Frankreich leiden

Eine Studie berichtet über das Leiden von zum Christentum konvertierten Muslimen.
Muslimische Gläubige in der Großen Moschee in Paris.
Foto: Benjamin Mengelle via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Muslimische Gläubige in der Großen Moschee in Paris.

Der Primat des Rechts über Stärke und Gewalt ist eine Errungenschaft der christlich-europäischen Zivilisation. Er ist auch das Fundament der Demokratie. Die Frage ist immer: Welches Recht? Hier scheiden sich die Geister – im wahrsten Sinn des Wortes. Denn der Geist der Gesetze kann auch von einer Religion, die sich nicht an der Würde des Menschen orientiert, bestimmt werden. Das Europäische Zentrum für Recht und Gerechtigkeit (European Center for Law and Justice) mit Sitz in Straßburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Geist der Gesetze in den europäischen Staaten und Organisationen im Sinne dieser Würde zu untersuchen und Verfehlungen publik zu machen. Einem größeren Kreis bekannt geworden ist das Zentrum im Februar letzten Jahres durch eine Studie, in der es mit wissenschaftlicher Akribie nachwies, dass 22 der hundert ständigen Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte direkt oder indirekt mit NGOs zusammenarbeiten, die in unmittelbarer Verbindung stehen oder finanziell abhängig sind von dem Multi-Milliardär Georges Soros.

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Ein Thema, das die Medien links liegen lassen

Diese Studie hatte dem Zentrum viel Ärger und Prozesse eingebracht, aber sie war wasserdicht und die Nerven des Direktors des Zentrums, Gregor Puppinck, waren so solide wie die Studie selbst. Jetzt hat das Zentrum erneut eine Studie vorgelegt, und wieder wurden mit wissenschaftlicher Akribie Zeugnisse untersucht und Zahlen zusammengetragen über ein Thema, das die Medien eher links liegen lassen. Der Titel: „Die Verfolgung der vom Islam konvertierten Christen in Frankreich“. Peinlich ist die Studie für Politiker, die ständig davor warnen, daß man den Islam nicht mit Islamismus verwechseln dürfe. Denn keiner dieser Politiker kann erklären, warum sich islamistische Terroristen auf den Koran berufen oder warum die 57 in der Organisation islamischer Staaten vertretenen Länder sich für den Primat der Scharia aussprechen, auch in nichtmuslimischen Ländern Europas. Dieses Rechtsverständnis und der dazugehörige Ehrenkodex mag viel erklären. Aber die Glaubens-und Gewissensfreiheit ist als natürliches Grundrecht nach europäischem Verständnis nicht verhandelbar.

In muslimischen Ländern steht auf Konversion oder Abfall vom muslimischen Glauben dagegen die Todesstrafe. Auch in Frankreich, so Gregor Puppinck, „ist die Konversion in muslimischen Gemeinschaften  verboten und wird mit dem sozialen Tod bestraft. Konversionswillige werden auch physisch bedroht. Denn in den Familien und Vierteln ist es die Religion, die die Gemeinschaft definiert“. Das Zentrum habe Zeugnisse aufgenommen über „Entführungen, Zwangsheiraten junger Mädchen, physische Gewalt und Vergewaltigungen bis hin zu Morden“. Für die Mädchen und jungen Frauen sei es „deutlich schlimmer als für Männer, ihre Konversion gilt als Verletzung der Familienehre, vom Verrat an der Gemeinschaft ganz abgesehen. Eine Zeugin berichtete von einer häufigen Beleidigung junger Frauen, nicht selten vom eigenen Vater ausgesprochen: Mir wäre lieber, Du wärst eine Hure als eine Christin.“ Vielfach finden die Konversionen wegen der zu erwartenden Reaktionen heimlich statt. „Wenn sie bekannt werden, wird die Person aus der Familie ausgestossen und muss in den meisten Fällen schon zum eigenen Schutz so schnell wie möglich aus- und umziehen“. Der soziale Druck von Seiten der Familie und früherer Glaubensgenossen bleibe oft ein Leben lang bestehen.

300 Muslime pro Jahr werden katholisch

Über die Zahlen der Konversionen lassen sich keine genauen Angaben machen. Puppinck spricht von „durchschnittlich 300 Muslimen, die sich pro Jahr katholisch taufen lassen“. Das entspreche einem Zehntel aller Erwachsenentaufen in Frankreich. Bei den evangelikalen Kirchen schätzt der Bericht des Zentrums die Zahl aufgrund der zugänglichen Informationen auf 600 Konversionen. 70 Prozent seien Frauen. „In islamischen Ländern sei die Zahl höher, etwa im Iran oder bei den Berbern in Algerien“, sagt Puppinck. Ein besonderer Fall seien die Konvertiten, die in Frankreich um Asyl bitten. Sie kämen meist aus der Türkei, dem Iran oder aus Pakistan. Es gehöre zur Arbeit des Zentrums, den Behörden die Gefahren deutlich zu machen, unter denen diese Asylsuchenden lebten. Das Zentrum habe sogar mit anderen Instituten und Vereinigungen eine eigene Notnummer eingerichtet, um Konvertiten praktische Hilfe für Lebens- und Alltagsfragen zu leisten.

Die Motive für die Konversion seien ganz unterschiedlich. In den meisten Fällen seien die Neugetauften irgendwie auf die Bibel gestoßen, hätten das Neue Testament mit wachsendem Staunen gelesen und seien von einem Gott der Liebe begeistert. Andere, so erzählt der Bericht anhand der Zeugnisse, hätten im Traum Christus oder die Jungfrau Maria gesehen. Der Traum spiele bei vielen eine Rolle, „ähnlich wie im Leben des heiligen Josef oder des Propheten Samuel“. Das seien natürlich besondere Gnadenerweise, die den Weg zum christlichen Leben weisen und erst danach wendeten sich viele an Kirchenstellen oder ihnen bekannte Christen.

Nicht immer gute Erfahrungen

Dabei machten sie leider nicht immer gute Erfahrungen. Manche Kirchenleute seien mißtrauisch und vermuteten eine Falle von Islamisten, andere fürchteten auch ohne Falle die Rache von islamistischen Angehörigen. „Dabei“, so Puppinck, „können diese Christen die Kirche durchaus bereichern. Denn sie nehmen das Wort Christi, wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach (Lk 9,23), sehr ernst.“ Diese Ernsthaftigkeit des Glaubens sei in unserer neuheidnischen Welt ein Zeugnis der Wahrheit.

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