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Wer hat die besten Weltuntergänge?

Von „Letzter Generation“ & Co lässt sich lernen: Etwas mehr Endzeiterwartung kann nicht schaden.
Von „Letzter Generation“ & Co lässt sich lernen
Foto: picture alliance / ZB | Sascha Steinach | „Wieso ist es eigentlich offensichtlich verlockender, als „Letzte Generation“ Weihnachtsbäume zu vandalisieren, als in der Straßenmission um das Seelenheil der Menschen zu kämpfen?“ fragt Kolumnist Jakob Ranke.

Alle Jahre wieder, ein Weihnachten wie jedes andere? Nun, wer weiß. Immerhin befinden wir uns erst im Jahr zwei nach der Scholz'schen Deklaration der „Zeitenwende“. Schon damals war der Hauch der Geschichte spürbar. Und fühlt es sich heute nicht noch viel mehr an, als rückte der sprichwörtliche Weltuntergang immer näher?

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Dafür mögen dem einen die neuesten theologisch-pastoralen Erkenntnisse aus dem Vatikan Indiz sein, dem nächsten ein vermeintlich windelweicher Abschlusstext der Klimakonferenz, und dem dritten Wladimir Putins jüngste Versicherung, dass er die NATO angreifen wolle, sei „Unsinn“.

Apokalyptische Blickwinkel

„Die Welt, wie wir sie kennen, wird untergehen. Und was kommt dann?“ Diese Frage, die zumindest in den abrahamitischen Religionen keine unwesentliche Rolle spielt, wird zunehmend auch von säkularen Glaubensgemeinschaften gestellt. 2021 erschien sie auch auf dem Rücken eines Kinderbuches: „Die besten Weltuntergänge“ heißt das Werk für Kinder ab acht Jahren, das in der vergangenen Woche in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert wurde.

Geboten werden zwölf „aufregende“ postapokalytische Visionen aus der Feder von Andrea Paluch, von der Wasserwelt („Nach der großen Flut“), über die idyllische Naturwelt („Die Luft ist sauber, die Menschen können frei atmen und werden selten krank. Die Heizungen arbeiten mit Strom, die Fahrzeuge fahren elektrisch“) bis zum dystopischen „Zeitalter der Dürre“ („Manchen reichen ein paar Tropfen jeden Tag. Die anderen trinken ihren eigenen Urin.“). Die jungen Leser sollen sich die Zukunft aussuchen, die ihnen am erstrebenswertesten erscheint. Denn wie diese aussieht, „können wir mitentscheiden.“

Herzen gewinnen mit größenwahnsinnigen Zukunftsbildern

Skurriler noch als der nach konventioneller Vorstellung wenig kindgerechte Inhalt: Die Autorin ist Ehefrau (und regelmäßige Koautorin) eines gewissen Robert Habeck, der kurz nach der Veröffentlichung deutscher Vizekanzler wurde. Ähnlichkeiten der Kinderbuchvisionen mit real existierenden Parteiprogrammen sind möglicherweise weder rein zufällig noch unbeabsichtigt.

Sich über diese so überspannten wie größenwahnsinnigen Zukunftsbilder zu mokieren, fällt nicht schwer. Dabei müsste es für Christen eigentlich eher eine schmerzhafte Erkenntnis sein, wie erfolgreich sich mit der Naherwartung der Klimakatastrophe die Herzen junger Menschen gewinnen lassen.

Die einzig relevante „Zeitenwende" ist die Geburt Jesu

Wieso ist es eigentlich offensichtlich verlockender, als „Letzte Generation“ Weihnachtsbäume zu vandalisieren, als in der Straßenmission um das Seelenheil der Menschen zu kämpfen? Vielleicht lässt sich von der latent bis manifest wahnsinnigen Radikalität der diesseitigen Erlösungsbewegungen – von Bündnis90/die Grünen bis zur postkolonialen Studentenschaft – doch etwas lernen: wir brauchen ein Bewusstsein des nahenden Endes, wenigstens des eigenen.

Dazu hat der christliche Glaube eine Menge zu sagen; und Überzeugenderes, als das Heil mit dem Umstieg auf E-Mobilität zu identifizieren. Es gilt also nur, sich dessen zu besinnen. Nicht, um eine mobilisierende „Drohbotschaft“ aufzubauen, sondern zur Erinnerung, dass es auch für Christen um Alles geht; auch wenn wir unsere Rettung nicht selbst bewerkstelligen, und die neue Welt nicht selbst gebären können . Bis es aber soweit ist, bleibt die einzig relevante „Zeitenwende“ Christi Geburt. Alle Jahre wieder.

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