Nach dem Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump am Samstag bei einer Wahlkampfkundgebung im US-Bundesstaat Pennsylvania rechnet der Nordamerika-Experte Michael Hochgeschwender mit einem Solidarisierungseffekt mit dem Republikaner, der sich abermals um das Präsidentenamt bewirbt. Trump habe sich als „kaltblütiger, führungsstarker Mann“ bewiesen.
Das Bild des Märtyrers, der im Kampf für die Belange des einfachen amerikanischen Bürgers beinahe sein Leben verliert, funktioniert laut Hochgeschwender zwar nicht für die Mehrheit der Anhänger der Demokraten, wohl aber im eigenen Lager. „Trump hat sich ja schon früher gerne mit einer mystischen Aura der Auserwähltheit und Stärke umgeben“, betont Hochgeschwender, der an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität eine Professur für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie innehat.
Trump kann sich zurückhalten
Auf die Frage, ob nach dem Attentat eine Eskalation des Gewaltpotenzials zu befürchten ist, meint er: „Diese Gefahr ist in einem Land mit über 350 Millionen Schusswaffen im Umlauf immer vorhanden.“ Im Moment bemühten sich jedoch beide Seiten um einen zivilisierteren Umgang. „Trump kann sich auch zurückhalten, weil er davon ausgehen darf, die Wahl zu gewinnen.“
Den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, der nach derzeitigem Stand trotz Kritik innerhalb der eigenen Partei weiter an seiner Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten festhalten will, nennt Hochgeschwender „als Kandidat eine Katastrophe“. Doch Biden sei für viele immerhin eine bekannte Katastrophe. „Kamala Harris ist noch deutlich unbeliebter als Biden, andere Kandidaten scheinen sich zurückzuhalten, weil sie die Wahl eh verloren geben und auf 2028 setzen.“ DT/mlu
Lesen Sie weitere Hintergründe zum Attentat auf Donald Trump, den Auswirkungen auf den US-Wahlkampf sowie zum Parteitag der Republikaner in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".