Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Interview

Ungarische Präsidentin: Papst sollte nach Moskau reisen

Papstbesuch, Ukrainekrieg, christliche Identität Ungarns: die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novák im Exklusiv-Interview mit der „Tagespost“.
Katalin Novák, Ungarische Präsidentin
Foto: DT | Der Papst könne eine Schlüsselrolle in der Herbeiführung von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine spielen, ist Katalin Novák überzeugt.

Die Hoffnung auf Frieden sei die zentrale Botschaft, die Papst Franziskus bei seinem Pastoralbesuch Ende April in ihr Land bringe, meint die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novák im Exklusiv-Interview mit der „Tagespost“. Die 45-Jährige ist seit Mai 2022 Ungarns erste weibliche Staatschefin. 

Papst könnte Schlüsselrolle bei Friedensverhandlungen spielen

Der Papst könne eine Schlüsselrolle in der Herbeiführung von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine spielen, ist Novák überzeugt. Franziskus sei derjenige, der Brücken bauen und Mauern durchbrechen könne. „Deshalb sind seine Person und sein Amt selbst so wichtig.“ An der Position Ungarns lässt die Fidesz-Anhängerin keinen Zweifel: „Wir Ungarn verurteilen den Einmarsch Russlands und treten für eine souveräne Ukraine ein.“ Trotzdem seien Friedensverhandlungen dringend notwendig. Hierzu sei es „weise“, dass Franziskus Bereitschaft gezeigt habe, sowohl Moskau als auch Kiew zu besuchen. „Ich hoffe, dass das so bald wie möglich geschieht.“ Im Gespräch erinnert Novák darin, dass ihr Land seit Kriegsbeginn rund 1,5 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen hat, was für das Land von knapp zehn Millionen Einwohnern die „größte humanitäre Aktion in der Geschichte Ungarns“ darstelle.

Lesen Sie auch:

Die evangelisch-reformierte Christin nutzte den Anlass auch zu einem persönlichen Glaubenszeugnis: „Ich will uns auch ermutigen, die Kraft des Gebets nicht zu unterschätzen. Wir sind in Gottes Händen. Wir Ungarn werden hier gemeinsam mit dem Heiligen Vater um den Frieden beten. Als Christin glaube ich, dass Gott uns die Kraft geben kann, diesen Konflikt zu beenden.“ 

In Bezug auf den schleichenden Wertewandel in Europa betont Katalin Novák die Wichtigkeit unveränderlicher, dauerhafter Werte, in deren Verteidigung Ungarn „vielleicht solider, offener und mutiger“ sei. Das Land fühle sich mit der Katholische Kirche in der Verteidigung traditioneller christlicher Werte wie der Familie, dem Lebensschutz und dem Schutz verfolgter Christen verbunden. Über die Beziehung zwischen Ungarn und dem Heiligen Stuhl sagt Novák, die selbst Mutter von drei Kindern ist: „Wir sind auf dem gleichen Weg und wir können uns aufeinander verlassen.“

Christliches Erbe Ungarns bewahren

Aus der Geschichte des Landes und aus dem Willen des ungarischen Volkes ergebe sich für Novák als Staatsoberhaupt eine Verpflichtung zur Bewahrung und Bereicherung des christlichen Erbes Ungarns. „Unser Staatsgründer König Stephan der Heilige hat vor mehr als 1.000 Jahren das Christentum für uns Ungarn gewählt. Das ist unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft, die wir nicht aufzugeben bereit sind.“

Obwohl auch in Ungarn Säkularisierungstendenzen zu erkennen seien, seien die christlichen Kirchen in der Gesellschaft sehr präsent. So sei die Zahl der von den Kirchen betriebenen Schulen und Einrichtungen in den letzten zehn Jahren ständig gestiegen. Daneben habe die Fidesz-Regierung in den letzten zehn Jahren über 3.000 Kirchen renoviert und über 200 neugebaut. „Bei uns werden Kirchen nicht zweckentfremdet, wie es in vielen Ländern geschieht, sondern wir bauen sogar neue“, freut sich Novák, die hierin einen Zugewinn echter Religionsfreiheit seit dem Zusammenbruch des Kommunismus sieht.  DT/fha

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Lesen Sie das ausführliche Interview mit der ungarischen Staatspräsidentin Katalin Novák in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

Themen & Autoren
Vorabmeldung Christliche Kirchen Katholische Kirche Papst Franziskus Päpste

Weitere Artikel

Papst Leo XIV. trägt beim Besuch der „Blauen Moschee“ sein Brustkreuz sichtbar. Anders als seine Vorgänger verzichtet er auf ein Gebet in der Moschee.
29.11.2025, 09 Uhr
Meldung
Gleichklang in der Palästinafrage und volle Gleichberechtigung für Christen in der Türkei? Was der türkische Präsident in Ankara auftischte, ist nur die halbe Wahrheit.
28.11.2025, 11 Uhr
Stephan Baier
„Die ökumenischen Beziehungen sind stärker als je zuvor“, meint der armenisch-apostolische Patriarch von Istanbul, Sahag II. Maschalian, im Interview über die Kirchen in der Türkei.
27.11.2025, 17 Uhr
Stephan Baier

Kirche

In der Adventszeit geht es auch um das Volk Gottes, das sich von seinen Sünden ab- und dem erwarteten Erlöser zuwendet.
06.12.2025, 00 Uhr
Redaktion
Der Papst hebt die von Franziskus eingerichtete „Commissio de donationibus“ auf und stellt die Mittelbeschaffung des Heiligen Stuhls auf eine neue Grundlage.
05.12.2025, 11 Uhr
Meldung
Auf Weihnachten warten bedeutet, aus dem Dunkel ins Licht zu treten.
05.12.2025, 00 Uhr
Redaktion