Erdrutschsieg statt Zitterpartie: Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Alles sieht danach aus, als könnte der Republikaner sogar alle sieben entscheidenden „Swing States“ holen – und so mit einer deutlichen Führung im Wahlmännergremium ins Weiße Haus einziehen. Bemerkenswert an Trumps Sieg ist auch: Sogar das „popular vote“, also die landesweite Mehrheit der Stimmen, kann er wohl einfahren – für Trump zum ersten Mal im dritten Anlauf, und für die Republikaner zum ersten Mal seit George W. Bush im Jahr 2004.
Schon zu diesem frühen Zeitpunkt lassen sich einige bemerkenswerte Trends aus dem Wahlergebnis ablesen. Ein für die Demokraten letztlich fataler: Abtreibung mobilisierte offenbar doch nicht so viele weibliche Wähler, wie Harris und ihr Umfeld angenommen hatten. Nachwahlbefragungen ergeben zwar, dass Frauen Harris zu 54 Prozent wählten – ein Vorsprung, der aber nicht ausreichte, um den Rückstand der Demokratin in anderen entscheidenden Wählerkategorien wettzumachen. Welche Erkenntnisse die Demokraten für ihre grundsätzliche Strategie in der Abtreibungsfrage daraus ziehen, bleibt abzuwarten. Dass ihre radikale Abtreibungsagenda jedoch nicht flächendeckend dem Wählerwillen im Land entspricht, dürfte nach Harris‘ Niederlage offensichtlich sein.
Katholiken waren Kamala Harris egal
Anders als 2016 und 2020 kann Trump auch bei katholischen Wählern mit deutlichem Vorsprung gewinnen: Zwar liegen auch hier bislang nur Nachwahlbefragungen vor. Ihnen zufolge fährt Trump jedoch 56 Prozent der Stimmen von Katholiken ein; Kamala Harris kommt nur auf 41 Prozent. Harris‘ Fehler im Wahlkampf gegenüber dieser Gruppe haben sich somit bitter bemerkbar gemacht. Immer wieder vermittelte sie den Eindruck, dass ihr Katholiken im Prinzip völlig egal seien – was diese nun offenbar mit ihrem Zuspruch für Trump quittiert haben.
Eine weitere Erkenntnis: Es sieht alles danach aus, als finde in den USA gerade eine umfassende politische Neusortierung statt. Schon vor längerer Zeit haben die Demokraten ihren Status als Partei der Arbeiterschaft verloren – nun drohen ihnen auch noch Schwarze, Latinos und andere Minderheiten von der Schippe zu springen. Unter all diesen Gruppen verzeichnete Trump bedeutende Zuwächse im Vergleich zu 2020. Die Republikaner können somit auf die Unterstützung einer breiten, ethnisch, religiös und gesellschaftlich diversen Wählerschaft bauen. Durchaus denkbar, dass darin der Grundstein für eine auf längere Sicht anhaltende republikanische Dominanz liegt.
Und nicht zu vergessen: Auch im Kongress ist eine Mehrheit für die Republikaner greifbar – und das in beiden Kammern. Im Senat steht dies schon fest, und auch im Repräsentantenhaus sieht alles danach aus, als könnten die Republikaner die Kontrolle behalten. Im Klartext heißt das: Trump wird zumindest die ersten zwei Jahre seiner Präsidentschaft durchregieren. Und somit einen großen Teil seiner Agenda umsetzen können.
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