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Trump schadet seinen Wählern

Mit seiner Zollpolitik bringt der US-Präsident das eigene Land in Bedrängnis. Kleinsparer müssen mit ansehen, wie ihre Altersvorsorge dahinschmilzt. Wann lenkt Trump endlich ein?
New Yorker Börse an der Wall Street
Foto: IMAGO/Liao Pan (www.imago-images.de) | Alle relevanten Aktienmärkte weltweit brachen in den letzten Tagen ein, wie hier an der New Yorker Wall Street – ein weiterer Beleg für Trumps fatalen Kurs.

Es gibt genügend Beispiele, die die Absurdität von Trumps Zollpolitik in ihrem vollen Ausmaß zeigen: Da werden die unbewohnten Heard- und McDonaldinseln im südlichen Indischen Ozean mit Zöllen belegt, Frankreich und das französische Überseegebiet La Réunion erhalten nicht denselben Zollsatz, während Russland, Nordkorea und Kuba von den Aufschlägen ausgenommen sind. Allein schon die krude Berechnungsmethode der individuellen Zollsätze lässt Wirtschaftsexperten unabhängig von ihrer politischen Verortung den Kopf schütteln.

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China, das besonders hart getroffen wurde, reagierte mit Gegenzöllen – und brachte die Weltwirtschaft damit noch ein Stück weiter an den Abgrund eines umfassenden Handelskrieges. Wie du mir, so ich dir: Peking mag sich diese Vorgehensweise leisten können, der EU kann man nicht dazu raten. Insofern ist es richtig, dass die EU-Kommission angeboten hat, alle Zölle auf Industriegüter gegenseitig aufzuheben. Noch hat die US-Regierung allerdings nicht eingelenkt. Dass sie es tut, kann man nur hoffen. Denn mit seinem bisherigen Kurs schadet Trump dem eigenen Land.

Wirtschaftspolitik ist kein Nullsummenspiel

Die Zollpolitik des Republikaners entlarvt eine grundsätzliche Fehlannahme: Anders als Trump behauptet, ist die Wirtschaftspolitik kein Nullsummenspiel, bei dem ein Gewinn für die eine Seite automatisch einen Verlust für die andere bedeutet. Dass die USA ein Handelsbilanzdefizit mit mehreren Ländern aufweisen heißt nicht per se, dass Washington von diesen ausgebeutet oder unfair behandelt wird. 

Alle relevanten Aktienmärkte weltweit brachen in den letzten Tagen ein – ein weiterer Beleg für Trumps fatalen Kurs. Quasi mit einem Federstrich hat er Hunderte Milliarden an Vermögen vernichtet. Und es sind eben nicht nur die schwerreichen Milliardäre, die Fondsmanager und die Finanzelite, die von den Verlusten betroffen sind. Es sind die Kleinsparer, „einfache Leute“, Bürger aus der Mittelschicht, die gerade mitansehen müssen, wie ihre über die Jahre ersparte Altersvorsorge innerhalb von wenigen Tagen dahinschmilzt. Wenn es etwas gibt, das Trumps seine Strategie überdenken lässt, könnte es der zunehmende Unmut in dieser Gesellschaftsschicht sein – der seine eigenen Wähler zu großen Teilen angehören. 

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Maximilian Lutz Europäische Kommission US-Regierung

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