Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich zum Verhältnis von Kirche und Politik geäußert. In einem am Wochenende erschienenen Gastbeitrag für die Zeitung „Die Welt“ schreibt Spahn, dass er Debattenbeiträge der Kirchen bei grundsätzlichen politischen Fragen begrüße, kritisiert aber gleichzeitig eine starke Moralisierung von politischen Sachfragen durch Kirchenvertreter.
Spahn: Keine schablonenartige Antworten auf große Frage der Gegenwart
Zudem hält es Spahn, der momentan für den CDU-Vorsitz kandidiert, für wünschenswert, wenn sich die Kirchen zu Themen wie Lebensschutz, Sterbehilfe oder Organspende zu Wort meldeten. Große Fragen der Gegenwart, betont der 38-Jährige, ließen sich jedoch nicht schablonenartig beantworten.
Der Katholik Spahn kritisiert darüber hinaus „hohe Funktionäre der Kirche“, die „oft genug ohne Detailkenntnisse im Ton moralischer Empörung“ Steuer-, Renten oder außenpolitische Fragen kommentierten. „Ich empfinde es als irritierend, wenn ein religiös inspirierter oder kirchlich unterstützter Moralismus um sich greift und von der Gesellschaft wie der Politik fordert, seiner engen Gesinnungsethik Folge zu leisten“, schreibt der CDU-Politiker, und verweist auf die Debatten um Migration und Asyl.
Spahn: Glaube wichtige Ressource
Der Glaube sei für ihn, wie auch für viele andere Politiker, eine wichtige Ressource, so Spahn. Die reine Lehre der Kirchen sei das eine, die Lebensrealität im säkularen Staat aber häufig anders. Zweitausend Jahre alte Texte der Bibel könnten keine Anleitung für konkretes politisches Handeln im 21. Jahrhundert sein, so der Gesundheitsminister. Darüber hinaus gebe es auch andere Wurzeln des liberalen und demokratischen Staatswesens.
„Für mich als Katholik ist der Glaube primär die Quelle von Gnade und Vergebung, die mich von Schuld und Angst befreit“, schreibt Spahn. „Ich suche im Glauben vor allem Halt und Spiritualität, Inspiration und Antrieb.“
DT/mlu/KNA
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