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Rotes Meer: Europa muss seine Interessen verteidigen

Die Handelsroute durch das Rote Meer und den Suez-Kanal ist eine Lebensader der europäischen Wirtschaft und rechtfertigt einen EU-Militäreinsatz.
Kampf gegen Huthi-Rebellen
Foto: IMAGO (www.imago-images.de) | USA und Großbritannien haben den Kampf gegen die Huthi schon aufgenommen. Europa sollte jetzt folgen.

Den jahrelangen Bürgerkrieg im Jemen, angeheizt von Saudi-Arabien und dem Iran, konnte die Europäische Union weitgehend ignorieren. Jetzt aber, angesichts der anhaltenden Attacken der jemenitischen Huthi auf Handelsschiffe, ist die EU zu einem Militäreinsatz bereit. Das mag zynisch scheinen, weil es schon lange um Menschenleid und Menschenleben ging, jetzt aber zusätzlich um ökonomische Interessen. Doch die Europäische Union versteht sich nun einmal nicht als Weltpolizist, der seine Ideale mit vorgehaltener Waffe global durchzusetzen versucht.

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Nun aber sind internationale Interessen berührt, und deren Wahrung kann nur durch einen internationalen Einsatz geschehen. Die Huthi behaupten, mit ihrem Terror im Roten Meer Druck auf Israel zur Beendigung des Gaza-Kriegs ausüben zu wollen, aber sie beschädigen eine der wichtigsten Adern des Welthandels. Zwölf Prozent des globalen Handels laufen auf dieser Route: über das Rote Meer und den Suez-Kanal. Wenn jetzt Handelsschiffe die weit längere und teurere Route über das „Kap der Guten Hoffnung“ nehmen müssen, ist das kein regionales oder bilaterales Problem, sondern eine internationale Katastrophe, die nach einer ebensolchen Lösung ruft.

Amerikaner und Briten waren schneller

In Washington und London hat man das schneller verstanden als in Brüssel – und konsequenter reagiert. Immerhin haben sich die Außenminister der 27 EU-Mitgliedstaaten gestern darauf geeinigt, mit europäischen Kriegsschiffen und luftgestützten Frühwarnsystemen in den Krieg gegen die Huthi-Terroristen einzusteigen: Das ist schon mal ein Signal, dass die EU bereit ist, ihre eigenen Interessen robust zu vertreten.

Schon in der Antike war der Kampf gegen die Piraten eine politische Priorität. Der Wohlstand von Athen und Korinth, ebenso später von Rom, hing davon ab, dass Handelsschiffe im Mittelmeer frei und sicher unterwegs sein konnten. Das Imperium Romanum konnte sich dem unwirtlichen Norden Europas erst zuwenden, als rund um das „mare nostrum“ die Feinde besiegt und die Piraten niedergerungen waren. Die Huthi benehmen sich, ungeachtet ihrer ideologischen Agenda, wie Piraten – und sind als solche zu behandeln.

Ein europäisches Projekt

Der Suez-Kanal war im 19. Jahrhundert kein nationales, sondern ein wahrhaft europäisches Projekt, zu dessen Eröffnung die Granden Europas anreisten. Wenn das vereinte Europa wirtschaftlich florieren und als Regionalmacht eine Rolle spielen will, muss es diese Lebensader des Welthandels offenhalten. Nötigenfalls mit militärischen Mitteln und am besten in einer transatlantischen Allianz. Dafür haben die Außenminister der EU-Staaten gestern grünes Licht gegeben.

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Stephan Baier Bürgerkriege Piratenpartei Terrorismus

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