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Renovabis: Deutschland muss sich auf Ukraine-Flüchtlinge einstellen

Mit Hunderttausenden Flüchtlingen rechnet das Osteuropahilfswerk angesichts eines drohenden Krieges in der Ostukraine - auch Bischof Bätzing sichert der Ukraine Solidarität zu.
Bilder aus den sogenannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Montagabend die Separatisten-Gebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Volksrepubliken anerkannt und somit einen weiteren Vorwand für eine militärische Invasion in dem ...

Angesichts einer immer wahrscheinlicheren offenen Eskalation der Krise in der Ostukraine rechnet das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis mit einer großen Flüchtlingsbewegung nach Deutschland. Es sei zu befürchten, „dass erneut hunderttausende Menschen Heimat und Zukunft verlieren“, erklärte Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks am Dienstag. Ein großer Teil der Betroffenen könne wohl nicht innerhalb der Ukraine bleiben und werde daher auch in Richtung Deutschland flüchten: „Wir müssen uns jetzt darauf vorbereiten zu helfen, wo wir können“, mahnt Schwartz.

Bruch des Völkerrechts

Das Entsetzen und die Sorge um die Menschen in der Ostukraine seien groß, so Schwarz angesichts der Zuspitzung des Konflikts. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Montagabend die Separatisten-Gebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Volksrepubliken anerkannt und somit einen weiteren Vorwand für eine militärische Invasion in dem Gebiet geschaffen. Nach Angaben aus westlichen Sicherheitskreisen rückten am Dienstag russische Kampftruppen von drei Seiten an die ukrainische Grenze heran. Die Gesamtzahl russischer Truppen soll bei mehr als 160.000 liegen.

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Putins Anerkennung der Separatisten-Gebiete nannte Schwartz einen „klaren Bruch des Völkerrechts“. Man könne nur hoffen, dass Russland die Lage nicht noch weiter eskaliere. „Wir denken ganz besonders an die Menschen, die durch eine erweiterte Invasion Haus und Hof, Heimat und Zukunft verlieren würden.“

Schwartz: Die Betroffenen flüchten nicht freiwillig

Schwartz betonte auch, dass die Menschen nicht freiwillig vor dem Einmarsch flüchteten. „Sie würden sich zweifellos lieber eine Zukunft in ihrem Land in Kharkiv oder anderswo mit ihren Kindern und Familien aufbauen.“ Deshalb müsse die Friedensarbeit schon jetzt beginnen „und zwar in unseren Herzen“, so der Hauptgeschäftsführer des Osteuropahilfswerks. An die Verantwortlichen in Deutschland appellierte er, schon jetzt Vorbereitungen für das Szenario großer Flüchtlingsströme zu treffen.

Indes sprach der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, von einem „Angriff auf die Ukraine“ und nannte die militärischen Maßnahmen Russlands eine „gravierende Verletzung der Souveränität und der territorialen Integrität“ des Landes. Bätzing betonte auch, dass sich im gegenwärtigen Konflikt nicht zwei Staaten gegenüberstünden, die in vergleichbarer Weise den Gang der Dinge verschuldet hätten. „Die Ukraine ist das Opfer einer Aggression seines größeren Nachbarn, der die Sphäre seiner Herrschaft ausweiten will.“ 

Bätzing mahnt zu gewaltfreier Lösung des Konflikts

Die Einwohner der Ukraine ließ der DBK-Vorsitzende wissen, „dass alle, denen Frieden und Freiheit am Herzen liegen, an ihrer Seite stehen“. Die westlichen Länder würden ihre Glaubwürdigkeit einbüßen und „Verrat nicht nur an der Ukraine, sondern auch an den eigenen Werten und am europäischen Projekt üben“, wenn sie nicht bereit wären, entschiedene Gegenmaßnahmen „zügig und in großer Einmütigkeit“ auf den Weg zu bringen.

Dennoch appellierte Bätzing zu einer möglichst gewaltfreien Lösung des Konflikts. Gewaltanwendung könne nur die „Ultima Ratio“ sein, gewaltfreie oder gewaltärmere Strategien seien der Gewalteskalation immer vorzuziehen. Man appelliere an die Partner der Ukraine, „eine Politik der Stärke und der Konsequenz mit Augenmaß und der steten Bereitschaft zu fairen Lösungen zu verfolgen“.  DT/mlu

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